Der Vorwurf lautet auf mangelnde Distanz zu den Schülern und zuviel Alkohol. Fälle sexuellen Missbrauchs seien nicht bekannt.

Marienau. Für Aufregung sorgt die Suspendierung eines Lehrers aus dem Landerziehungsheim Marienau. Der Vorwurf der Schulleitung gegen den Pädagogen lautet "distanzlos übergriffiges Verhalten" gegenüber Schülern und "starker gemeinsamer Alkoholkonsum". Mit dieser Tatsache konfrontierte am Montag Schulleiterin Heike Elz Eltern und Schüler.

Fälle von sexuellem Missbrauch seien ihr nicht bekannt, so Elz. "Jedoch gab es Körperkontakt, einen Klaps auf den Po, die zu innige Umarmung. Letztlich ging es dabei nicht mehr um die Bedürfnis der Kinder sondern vornehmlich um die des Lehrers." Einigen Schülern sei dies deutlich zu weit gegangen. Enthüllt worden seien die Vorfälle, weil die Schulleitung wegen der aktuellen Missbrauchsfällen an Internatsschulen Gesprächrunden angeboten hatte. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg ist über den Vorgang informiert.

Der Fall, der vornehmlich die Internatsschüler der Privatschule betrifft, wird seitens der Schulleitung mit der größtmöglichen Transparenz verfolgt. Dies bestätigt der Lüneburger Rechtsanwalt Peter Luths, dessen Kinder die Schule besuchen. "Montagmorgen fand ich einen Brief der Schule an uns Eltern im Briefkasten, der uns umfassend informierte. Wenig später rief eines der Kinder aus der Schule an. Beinah zeitgleich erfuhren sie von den Vorfällen im Internat."

Erste Hinweise zu den Übergriffen des homosexuellen Lehrers hatte die Schulleitung bereits Montag vergangener Woche erhalten. Es folgten Gespräche mit dem Lehrer und dessen vorläufige Beurlaubung. Sonnabend verließen die Elternbriefe das Haus, am vergangenen Montag wurde der Fall schließlich öffentlich.

"Wir sind nicht aus allen Wolken gefallen", sagt Rechtsanwalt Luths. Man sei aufmerksam, denn überall wo Menschen zusammenkämen, könne es zu Auswüchsen kommen. "Das Management der Schule ist hervorragend", lobt der Lüneburger die Schulleitung ebenso wie den offenen Umgang miteinander. Die Schule sei eine Besonderheit. Anders als in vielen staatlichen Schulen freuten sich Eltern und Schüler, wenn sie einem der Lehrer aus Marienau auf der Straße begegneten.

Gemeinsam mit der Schulleiterin hat sich das Kollegium in den vergangenen Tagen intensiv um eine breite Kommunikation vor allem mit Eltern und Schülern bemüht. Heute steht ein Gespräch mit den Elternvertretern an. "Noch lange nicht verarbeitet sind die Emotionen", sagt Schulleiterin Elz. Der Kollege sei ein bei allen sehr hoch geschätzter Lehrer gewesen. "Wir werden ihn nie wieder sehen und das nimmt mir die Luft." Es gelte, den Kindern Halt zu geben. "Trauerarbeit muss geleistet werden."

Nach dem Sommerferien wird sich das Kollegium der Privatschule in Klausur begeben. Dabei geht es vor allem um die Frage, wer dem entlassenen Lehrer nachfolgen soll.