Irmtraut Straßburg organisiert seit zehn Jahren Kegelausflüge

Lüneburg. Plaudernd kommt Irmtraut Straßburg als letzte an der Kegelbahn an und setzt sich an den langen Tisch. Sofort wollen alle Teilnehmer ihren Beitrag für die Kegelkasse bezahlen, doch die kräftige Frau mit dem Kurzhaarschnitt richtet sich erst ein. Dann hakt sie auf ihrer Liste die Namen ab.

Seit über zehn Jahren organisiert und betreut Irmtraut Straßburg die alle zwei Wochen stattfindenden Kegelausflüge der Lebenshilfe. Nachdem die Stelle eines Freizeitpädagogen gestrichen wurde, fragte sie eine Ehrenamtliche, ob sie nicht Lust hätte, die 30- bis 40-Jährigen mitzubetreuen.

Seitdem begleitet sie die Teilnehmer von der Bushaltestelle zum "Adlerhorst" an den Lüneburger Sülzwiesen und passt auf das Geld für Essen und Getränke auf. "Manchmal möchte auch jemand etwas bestellen und der Kellner versteht ihn nicht. Dann helfe ich auch", sagt die 61-Jährige.

Die Lüneburger Lebenshilfe betreut 1850 Menschen mit Behinderungen. Sie teilt sich in verschieden Vereine und die gemeinnützige Gesellschaft auf. "Die Vereine bauen komplett auf dem Ehrenamt auf. Auch die Vorstände sind Ehrenamtliche", sagt Frank Müller, stellvertretender Geschäftsführer und Bereichsleiter Wohnen und Assistenz der Lebenshilfe. Die seit 1975 bestehende gGmbH konzentriere sich erst in den letzten Jahren stärker auf das Ehrenamt. "Unsere Philosophie war eigentlich die Zusammenarbeit mit Leistungsträgern", sagt Müller, "aber die Ehrenamtlichen sind besonders für den Wohnbereich sehr wichtig."

Mit dem fortschreitenden Alter der Betreuten werde ihr soziales System eingeengt, wenn die Verwandtschaft langsam verstirbt. Die Ehrenamtlichen brächten eine neue Welt zu den Betreuten. Denn sie kämen nicht nur von außen, sondern hätten meist auch einen anderen Hintergrund, als die bezahlten Pflegekräfte.

Doch Ehrenamtliche bei der Lebenshilfe betreuen nicht nur Menschen mir Behinderung. "Das kommt ganz darauf an, was sich jemand zutraut", so Frank Müller. Auch die Organisation von Festen oder die Unterstützung bei Bürotätigkeiten können Ehrenamtliche übernehmen. "Menschen, die sich hier engagieren, haben meist ein behindertes Kind in der Familie", sagt Müller.

So ist es auch bei Irmtraut Straßburg. Ihr Sohn Frank kommt natürlich mit zum Kegeln. "Das Umfeld hat mehr Schwierigkeiten mit meiner Arbeit als ich", sagt Straßburg. Nach ihrer Erfahrung sind Menschen, die üblicherweise nicht mit Behinderten umgehen, eher hilflos und dieser Aufgabe nur wenig gewachsen.

Seit Kurzem hat sie Unterstützung. "Neuerdings sind wir zu zweit für die Betreuung von 13 Personen. Das hilft sehr und wenn man mal krank wird, fällt der Ausflug nicht gleich aus", sagt Straßburg. Die größte Herausforderung sind für Irmtraut Straßburg, auch mit zehnjähriger Erfahrung, die Ausflüge. "Vorher muss alles gut durchorganisiert sein. Und dann muss man aufpassen, dass alle in den richtigen Zug oder Bus steigen", sagt sie.

Auch die Betreuten mögen ihre langjährige Aufsichtperson. "Es macht Spaß mit ihr, auch wenn sie keine gute Keglerin ist", sagt Julia Zeuke.