An der Uni Lüneburg wehren sich Dekane mit einer Resolution gegen die Beschneidung ihrer Kompetenzen

Lüneburg. Das Land Niedersachsen will das niedersächsische Hochschulgesetz (NHG) erneut ändern. Nach der Einführung der Stiftungsuniversität, nach der Fusion mit der Fachhochschule Lüneburg, der Einführung des Bologna-Studienmodells und der Bachelor-Studiengänge stehen erneut gravierende Änderungen im Hochschulalltag vor der Tür. Teile der geplanten Regelungen rufen an Leuphana nicht nur auf Seiten des allgemeinen Studentenausschusses (AStA) Protest hervor.

Zukünftig sollen die gewählten Fakultätsleiter (Dekane) durch bezahlte, von außen kommende Hochschulmanager ersetzt werden. Dagegen hat sich der Fakultätsrat der Fakultät I (Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften) in einer Resolution ausgesprochen.

"Die Landesregierung will den universitären Betrieb professionalisieren und die Zentralgewalt des Präsidiums stärken. Aber das geht notwendig mit einem Abbau der Selbstbestimmungsrechte der Gremien einher", sagt der amtierende Dekan der Fakultät I, Peter Pez.

Dabei sind die Mitbestimmungsrechte an den Hochschulen bereits in vorangegangenen Novellen des NHG entscheidend zurück gefahren worden: So hat der Senat einer Hochschule mittlerweile kaum noch Entscheidungsbefugnisse, sondern muss in zahlreichen universitären Angelegenheiten nur noch angehört werden.

Etwas stärker ist derzeit noch die Stellung der Dekanate. Nach dem geltenden NHG haben sie immerhin noch Einfluss auf die Gewährung von Finanzmitteln für Forschung und Lehre, auf die Verteilung von Studienbeiträgen und die Weiterentwicklung ihrer eigenen Fakultät. Diese wichtigen Positionen droht für die Lehrenden der Universität jetzt verloren zu gehen - deshalb hat die Fakultät I gegen die beabsichtigte Neueinstellung externer Fakultätsmanager mit einer Resolution protestiert.

"Uns ist es wichtig, dass der Leiter einer Fakultät an das Haus angebunden ist und die Verhältnisse in der Fakultät kennt. Wenn man die Effektivität der Arbeit im Haus stärken will, wäre das auch auf andere Weise möglich. beispielsweise indem man dem Dekan jeweils einen Assistenten zur Seite stellt", sagt Pez.

Mehr als gegen die Novelle protestieren können die Fakultäten aber nicht: "Leider gibt es für uns keine offiziellen Einflussnahmemöglichkeiten im Verfahren zur Änderung des NHG. Unsere Resolution hat für niemanden bindende Wirkung", sagt Pez.

Unterstützung des Protests kommt vom AStA: "Mit der angestrebten Neuerung wird sich die Machtverteilung weiter zu Gunsten des Universitätspräsidiums verschieben", heißt es in einer Stellungnahme der AStA-Sprecher Philine Busch und Mathias Ahrens, die dem Landtag in Hannover zugeleitet wurde. "Die Einstellung von externen, dem Präsidium unterworfenen Hochschulmanagern ist wahrscheinlich die schlechteste Lösung", sagen die AStA-Sprecher.

Sie wenden sich auch gegen die geplanten Änderungen im Berufungsrecht für Professoren. Lockerungen bei den Berufungsmodalitäten für Hochschullehrer lehnen sie ab. Mit einem Hinweis auf die Berufung von Architekt Daniel Libeskind ziehen die AStA-Sprecher folgendes Resümee: "Die aktuell laufenden Berufungsverfahren an der Universität Lüneburg können als Musterbeispiel dafür dienen, wie mit Spezialprojekten jenseits von Forschung und Lehre und unter Ausschaltung der Mitbestimmung der Hochschulgremien nahezu alles möglich ist", heißt es in dem Papier des AStA.

Eine Entspannung der schwierigen Situation auf Leuphana zeichnet sich nach Ansicht des Dekans der Fakultät I immerhin im Bereich der Erziehungswissenschaften ab. Bei den Pädagogen herrscht seit langem Notstand an der Uni Lüneburg, denn es fehlt an Dozenten: "20 Professorenstellen sind noch immer unbesetzt, aber die Verfahren zur Neubesetzung sind - leider mit viel Verzögerung - endlich angelaufen. Die Proteste der Studierenden haben Wirkung gezeigt", sagt Peter Pez.

Die Studenten hatten Unterschriften für die Neubesetzungen der Stellen gesammelt und Protestveranstaltungen abgehalten, um die Ausstattung der Lehrstühle in Lüneburg zu verbessern. Derzeit werden die Vakanzen im Fachbereich Pädagogik mit Vertretungskräften gefüllt. Im Sommer 2011 werden die Berufungsverfahren voraussichtlich endgültig abgeschlossen sein: "Mit einer Abschaffung der Lehrerbildung an Leuphana, wie wir sie befürchtet haben, rechne ich vor diesem Hintergrund nicht mehr", sagt Pez.