Das Reitsportzentrum will mehr sein als nur ein Vielseitigkeits-Revier

Luhmühlen. Luhmühlen ist eine international anerkannte Pferdemarke. Elitär geht es hier keinesfalls zu. In der bescheidenen Verwaltungsräumen als Souterrain der Reithalle vorgelagert, teilt sich der Geschäftsführer des Ausbildungszentrum (ALZ) Roland Wörner ein wenig repräsentatives Büro mit zwei Kollegen und manchem Besucher.

Derzeit jedoch versinkt das Pferdemekka in schwerem Sand.

Die Bauarbeiten auf dem ALZ-Gelände haben begonnen, der 50 mal 70 Meter große Springplatz ist bereits inoffiziell eröffnet. Der Platz zeichnet sich durch einen besonderen Bodenbelag wie auch aus: Unter einem Deckschicht von 30 Zentimeter aufgeschüttetem Quarzsand durchziehen Drainagerohre weitläufig das Gelände. Diese dienen zur Entwässerung oder Befeuchtung des eventuell zu nassen oder trockenen Springbelags.

Gleichzeitig laufen die Arbeiten am Dressur- und Voltigierplatz, am Bau von zwei Reit- sowie zwei Pferdehallen mit jeweils 27 Boxen.

Am 17. Mai werden Teile der alten Reithalle abgerissen. Der gewonnene Raum macht den Bau eines neuen Verwaltungstrakts mit fünf Büros und einem Besprechungsraum möglich. "Die Anlage wird richtig gut", sagt Geschäftsführer Wörner.

Das Investitionsvolumen der Neu- und Umbauten auf dem AZL -Gelände liegt bei 3,7 Millionen Euro. Auf die Erweiterung der Anlage haben Reiter bereits reagiert. "Die neuen Boxen sind komplett reserviert und das trotz einer 20-prozentigen Preiserhöhung." Eine First-Class Box mit Aussicht auf die Koppel kostet den Pferdehalter monatlich 450 Euro.

Überdies ist es dem Geschäftsführer gelungen, die Hengstkörung des Zuchtverbandes des Araberpferdes von Aachen nach Luhmühlen zu holen. Für das Ereignis mit internationalem Publikum werden im Oktober zusätzlich zu den neuen Unterständen 50 weitere Boxen bereitgestellt. Für Mitte Juni hat Wörner ein Westernturnier angenommen. Damit entwickelt sich Luhmühlen weg vom Image eines reinen Vielseitigkeits-Reviers. Der Standort soll das gesamte Potenzial des Pferdesport ansprechen. Schon heute profitieren regionale Bauunternehmen sowie Hotellerie und Gastronomie davon.

Nicht alle Bürger der Umgebung sind vom Projekt Luhmühlen begeistert. Beruhigt zeigen sich allerdings Kritiker aus Westergellersen von der Begrenzung auf höchstens sechs Veranstaltungen pro Jahr auf der neuen Open-Air-Bühne. Roland Wörner geht noch darüber hinaus: "Wir werden uns auf fünf Events beschränken." Weiterhin tadelt eine Bürgerinitiative (BI) aus Thieshope das Projekt.

Als Folge der hohen Investitionen prognostiziert die BI massive finanzielle Risiken für die Landkreise Harburg und Lüneburg. Stein des Anstoßes sind Businesspläne sowie die "Studie Regionaler Mehrwert des Ausbildungszentrums Luhmühlen". "Um es klar und deutlich zu sagen - es geht nicht darum, nicht zu investieren. Es geht darum, in der gegenwärtigen Haushaltssituation angemessen zu investieren", sagt Holger Mayer, Pressesprecher der BI. Einerseits investiere der Landkreis Harburg 1,5 Millionen Euro für Luhmühlen, gleichzeitig werde massiv an Investitionen und Verwaltungskosten der allgemeinbildenden Schulen gespart. Ermittelte Beschäftigungszahlen und Wachstumsraten bei den Besuchern zweifelt die BI auch an.

Dem setzt Lüneburg Erster Kreisrat Jürgen Krumböhmer entgegen: "Wir wollen eine realistische, keine geschönte Studie. Trägt sich das Projekt Luhmühlen nicht aus eigener Kraft, dann werden wieder die Landkreise als Gesellschafter zur Kasse gebeten." Die Gutachter der Studie schreiben: "Würde das AZL nicht zum Pferdesportzentrum ausgebaut, stünde der Landkreis in wenigen Jahren wieder vor einem defizitären AZL in Luhmühlen."