Umfragen der Kammer zeigen, dass der Export Wirtschaftsmotor ist

Lüneburg. Es geht offensichtlich wieder bergauf mit der Industrie und den Unternehmen in der Lüneburger Region. "Die Wirtschaft hat Tritt gefasst und erholt sich spürbar. Zum vierten Mal in Folge hat sich das Wirtschaftsklima in unserer Region verbessert", sagt Roland Schulz, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg mit Blick auf den Konjunkturbericht für das erste Quartal 2010.

Den Konjunkturklimaindikator über alle Branchen hat die IHK durch eine Umfrage bei rund 300 Unternehmen ermittelt. Um 16 Punkte legte der Konjunkturklimaindex der Industrie zu, kletterte auf einen Wert von 114 von insgesamt 200 möglichen Punkten. So hoch war er zuletzt im Frühsommer 2008 und damit vor dem Ausbruch der Finanzmarktkrise.

Der Anstieg im Vergleich zum Winter resultiert vor allem aus den deutlich verbesserten Erwartungen der Industriebetriebe. Fast die Hälfte der Befragten erwartet in den nächsten zwölf Monaten eine bessere Geschäftslage. Noch vor einem Jahr war die Stimmung umgekehrt, als 51 Prozent von einer Verschlechterung und nur 15 Prozent von einer Verbesserung ihrer Auftragssituation ausgingen.

In wieweit sich die jüngste Entwicklung in Griechenland und die daraus resultierende erneute Verunsicherung an den Finanzmärkten eine Rolle spielen wird, ist nicht geklärt. Die Daten wurden erhoben, bevor sich die Lage um das südeuropäische Euro-Mitgliedsland derart zugespitzt hat.

Das anspringende Exportgeschäft und sich füllende Auftragsbücher verbreiten Optimismus. Auch im Lüneburger Werk von Johnson Controls, einem international agierenden Autozulieferer, gibt es Grund für eine positive Stimmung.

Die Produktion ist nach Angaben von Sprecherin Astrid Schafmeister ausgelastet. Mehr noch: "Aktuell fertigen wir eine neue Testreihe für einen großen deutschen Kunden." Nähere Angaben kann Schafmeister derzeit zu dem Auftraggeber noch nicht machen, denn es handle sich um Neuanläufe für Modelle, die bisher noch nicht auf dem Markt sind. Über die Gesamtsituation urteilt Schafmeister: "Es gibt positive Tendenzen." Noch im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen Kurzarbeit angemeldet - ebenso wie 99 weitere Betriebe im März innerhalb Zuständigkeitsbereit der Agentur für Arbeit Lüneburg.

Die aktuellsten Zahlen vom Jahresbeginn 2010 bestätigen den Aufwärtstrend der IHK-Umfrage: Die Zahl der Betriebe, die Kurzarbeit angezeigt haben, ist um die Hälfte gesunken. Susanne Knuth, Sprecherin der Agentur für Arbeit Lüneburg, sagt: "Lüneburg ist im Vergleich weniger von der Krise betroffen als andere Regionen." Im Jahresmittel 2009 hätten in Lüneburg nur 1,9 Prozent der Unternehmen Kurzarbeitergeld abgerufen. Dagegen zählte die Arbeitsagentur im Großraum Niedersachsen 3,5 Prozent.

Insgesamt habe die Maßnahme den Unternehmen in der Krise geholfen, urteilt Torsten Voss, Vorstandsvorsitzender der Molda AG in Dahlenburg, die auf Trocknungsprodukte der Lebensmittelindustrie spezialisiert ist: "Der Kunstgriff der Kurzarbeit hat ermöglicht, dass wir schneller reagieren können." Denn in puncto Personalmaßnahmen hinke die Wirtschaft in der Krise wegen des Kündigungsschutzes immer hinterher. Die Rechte der Mitarbeiter seien zwar richtig und wichtig - aber in der Not wenig hilfreich. Und die Molda war in Not. "Wir haben von 2008 bis 2009 etwa zehn bis zwölf Prozent unseres Umsatzes eingebüßt."

Doch auch der Molda-Chef blickt optimistisch in die Zukunft: "Die Nachfrage steigt seit Herbst 2009 auf einer breiten Front - vor allem im Export." Das 400-Mitarbeiter-Unternehmen in Dahlenburg beliefert Firmen in rund 60 Ländern weltweit. Insgesamt sei aber die Lebensmittelbranche ohnehin nicht so stark von der Krise betroffen gewesen wie beispielsweise die Autoindustrie, sagt Voss.

Mit Ergebnissen aus der Umfrage zu den Entwicklungen in diesem Jahr rechnet die IHK Mitte des Monats. Daraus wird sich eine Tendenz ablesen lassen. Hauptgeschäftsführer Michael Zeinert sagt: "Mit jedem Quartal, in dem sich die Erholung fortsetzt, gewinnt die Konjunktur auch in der Breite an Kraft." Entscheidend werde die Bereitschaft der Banken sein, der mittelständischen Wirtschaft Investitions- und Betriebsmittelkredite zu akzeptablen Konditionen anzubieten.