Der Landesrechnungshof fordert Subventionskürzung von dem Spielbetrieb. Oberbürgermeister Ulrich Mädge hält dagegen und will den Standort sichern.

Lüneburg. Die Nachricht aus Hannover wird wohl den Kulturpolitikern in Stadt und Landkreis die Sorgenfalten auf die Stirn treiben: Der Landesrechnungshof (LRH) kritisiert in seinem neuen Bericht die Theatersubventionen für verschiedene niedersächsische Bühnen, darunter auch Lüneburg.

Die Prüfer aus Hannover empfehlen dem Kultusministerium, die Förderung völlig neu auszurichten. In Zukunft sollte es weniger Geld vom Land geben. Die Kritik: Es gebe zu wenig Kontrollmöglichkeiten bei der Verwendung der Gelder und zu wenig eigene Anstrengungen der Kommunen zur Unterhaltung ihrer Spielstätten. "Daher sollte die Landesförderung daran geknüpft werden, dass durch die Eigenerlöse der Theater und die Trägerleistungen eine angemessene Finanzierungsquote gewährleistet wird", heißt es in dem Bericht. Die Kommunen sollen nach dem Willen des Rechnungshofs in Zukunft den Theateretat zur Hälfte finanzieren, die Theater selbst zu 20 Prozent - das Land könne sich dann auf rund 30 Prozent beschränken.

An der Realität gehe das vorbei, meint Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD). "Die Theoretiker des Landesrechnungshofes haben nicht sehr viel Kenntnis von der Kultur vor Ort. Der Landesrechnungshof springt zu kurz." Kulturförderung sei ein Staatsziel und damit eine Pflichtaufgabe, die für das ganze Land und nicht nur für die Metropolen gelte.

"Da kann man nicht sagen, wie es der Landesrechnungshof jetzt nicht zum ersten Mal tut, die Staatstheater werden zu 100 Prozent gefördert, die Theater vor Ort nur zu 30 Prozent. Sind die Rechnungsprüfer der Meinung, dass es in Hannover mehr Kultur geben soll als in Lüneburg? Diesen Ansatz kann ich nicht nachvollziehen", sagt Mädge. Die Stadt fühle auch durch die Ergebnisse der profund.GmbH bestätigt, die im April dem Rat vorgestellt wurde.

Vor kurzem hatte das für die Stadt gefertigte Gutachten bestätigt, dass die Kulturförderung für das Oberzentrum Lüneburg eine zentrale Bedeutung habe und nicht nur als freiwillige Aufgabe angesehen werden könne. Lüneburg als einziges Oberzentrum in der Region treffe eine besondere Verpflichtung, Kultur auch für die Bewohner des Landkreises vorzuhalten.

Eine rein betriebswirtschaftliche Sicht auf den Theateretat lehnt auch Hajo Fouquet, Intendant des Theaters Lüneburg, ab. "Ich denke, dass auch das Land die gewachsenen Strukturen, die bei uns entstanden sind, nicht einfach zerschlagen will. Unser Theater leistet viel, effektiver als wir ist kein Drei-Sparten-Theater in Niedersachsen. Wir haben innerhalb von zwei Jahren acht Prozent mehr Besucher gehabt. Das sind 8000 Menschen mehr, die zu uns gekommen sind, ohne dass wir mehr Geld erhalten haben", sagt Fouquet.

Theater sei ein Ort, an dem auch gesellschaftliche Arbeit stattfindet. "Wir arbeiten mit der Jugend, mit Schülern und Studenten. Das Gleiche gilt für die Senioren - an einem lebendigen Theater wird auch soziale Arbeit geleistet, auch das wird man bewerten müssen", sagt der Intendant. Er rechnet nicht damit, dass sich aufgrund des Gutachtens die Förderpolitik des Landes schlagartig ändern wird. "Dafür müssten alle an den Tisch, die Träger des Theaters und auch das Ministerium." Mit 50 bis 60 Euro bezuschusst die öffentliche Hand derzeit jede Theaterkarte in dem Lüneburger Haus. "Aber jedes große Haus in Hamburg braucht viel mehr Geld", sagt Fouquet. "Unser Theater hat Unterstützung in der gesamten Region, auch das zählt. Es beteiligen sich beispielsweise die Mitgliedsgemeinden des Landkreises an der baulichen Sanierung des Hauses. Das ist eine wichtige Geste. Das alles muss man bewerten, bevor man zu neuen Regelungen kommt."

Eine differenzierte Betrachtung der Lage fordert auch Axel Ebeler, beim niedersächsischen Städtetag in Hannover zuständig für die Kulturpolitik des kommunalen Spitzenverbandes. "Es passt nicht zusammen, wenn man im Rahmen der Verhandlungen zum Entschuldungfonds des Landes die Kommunen auffordert zu sparen und sie andererseits ihre Kultur überwiegend allein finanzieren sollen", sagte er.

Kultur mache eine Stadt liebenswert, meint Ebeler. "Im Übrigen wird auch das Land nicht wollen, dass gerade das Theater Lüneburg schließt. Die Leute würden nach Hamburg fahren, dann gehen Arbeitsplätze und Eintrittsgelder in der Region verloren. Das wäre absolut kontraproduktiv."