Dassendorf. Eigentlich hat Holger Raasch Einzelhandelskaufmann gelernt. Doch das Handwerkliche gehörte auch damals schon dazu - bei Tabak Richter in Bergedorf. So manches Feuerzeug hat Raasch auseinander genommen und wieder zusammengesetzt.

Auch die Liebe zu guten Pfeifen muss damals schon entstanden sein. Denn heute ist Holger Raasch Chef des "Pipe & Lighter Center". In der kleinen Firma in Dassendorf werden mit Leidenschaft und Fingerfertigkeit Feuerzeuge und Pfeifen repariert.

"Die Betriebe dieser Art in Deutschland kann man an einer Hand abzählen", sagt der 42-Jährige. Kein Wunder: Die Reparatur erfordert viel Wissen und Geduld. Und sie lohnt sich eigentlich nur bei Feuerzeugen, die mindestens 70 Euro wert sind - nichts für Wegwerf-Enthusiasten. "Aber manchmal hat ein Feuerzeug ja auch einen ideellen Wert", so Raasch.

Zuweilen sind aber auch wahre Schätze unter den Stücken, die Tabakwarenhändler und Juweliere aus ganz Deutschland, aus Holland und Österreich nach Dassendorf schicken. Wie das Feuerzeug der englischen Premium-Marke Dunhill, das mit einem goldgeflochtenen Mantel umhüllt wurde. "Von solchen Schmuckstücken, die mehrere tausend Euro wert sind, bekommen wir aber nur wenige im Jahr zur Reparatur herein", sagt der Firmenchef.

Das Gros machen Feuerzeuge der Mittelklasse bis 200 Euro aus. Dichtungen, Drossel- und Filterscheiben, Schräubchen, Zünder und vieles mehr lagern in den Schubladen der Arbeitstische und in einem Schrank, der eine ganze lange Wand füllt. "Feuerzeuge halten rund zehn Jahre, da gibt es ganz normale Verschleißteile, die ersetzt werden müssen", erklärt Raasch. Einsatz raus und neuen rein - so etwas gibt es bei ihm nicht. Ersatzteile aus vielen Jahrzehnten lagern in seinem Fundus, alles säuberlich nach Herstellern und Modellen sortiert und beschriftet. Schräubchen für Feuerzeuge der Marke Braun, die in den 70er- und 80er-Jahren für ihre gute Qualität und ihr besonderes Design geliebt wurden, und vieles mehr. Wo gibt's das noch?

"Ich hatte das große Glück, alle Ersatzteile meines früheren Chefs übernehmen zu können", sagt Raasch. 1992 hat er sich mit dem Betrieb in Bergedorf selbstständig gemacht, 1997 kam der Umzug nach Dassendorf. In dem umgebauten Bauernhaus an der Dorfstraße 6 arbeiten jetzt außer dem Chef noch fünf Beschäftigte.

Holger Raasch selbst widmet sich mit einem seiner Angestellten vorrangig der Pfeifenreparatur. "Bei ihnen muss meistens das Mundstück ersetzt werden, weil es durchgebissen ist", erklärt er. Das neue soll dem alten möglichst ähnlich sein, damit es in die Pfeife passt und der Kunde sich fürs Lieblingsstück nicht umgewöhnen muss. "Beim Pfeiferauchen kommt es ja auf den langsamen Genuss an, während der Zigarettenraucher eher auf schnellen Konsum aus ist", erklärt Raasch, der die Mundstücke an seiner Drehbank wegen der Lärm- und Geruchsbelastung in einem abgetrennten Raum reinigt und in Form bringt.

Ab und zu zündet er sich auch selbst ein Pfeifchen an. Dann muss es aber ein edles Stück sein, aus makellosem Wurzelholz - am besten Bruyère, eine Baumheide aus Korsika, gut gelagert und getrocknet. "Wichtig ist eine schöne Form und eine seltene Maserung", sagt der Experte. So sollten die Fasern möglichst gerade verlaufen, um am unteren Pfeifenkopf im sogenannte "Bird's Eye" (Vogelauge) zusammenzutreffen. Raasch: "Eine sehr gut und seltene Pfeife kann vierstellige Preise erzielen." Dass es noch einmal so einen Boom gibt wie in den 70er-Jahren, hält er zwar für unwahrscheinlich. Aber er ist zuversichtlich, dass seinem Betrieb die Arbeit so bald nicht ausgehen wird: "Schließlich gibt es immer weniger, die so etwas machen."