Wentorf/Reinbek. Derzeit kann das Personal nur das Allernötigste schaffen, denn es fehlen Mitarbeiter. Reinbeks Strategie: Selbst ausbilden.

Sie machen die letzte Ruhestätte zum besonderen Ort. Doch auch auf Friedhöfen herrscht Fachkräftemangel. Seit 40 Jahren arbeitet Hagen Slopianka auf dem Friedhof Wentorf. Damals trat er in die Fußstapfen seines Vaters. Als gelernter Maschinenbauer hatte er eigentlich andere berufliche Pläne, doch der Zufall wollte es so. Slopianka ist heute mit Leib und Seele dabei.

Die aktuelle Personallage macht ihm jedoch Sorgen. Seit Mitte Dezember 2020 fehlt ein Gärtner im Team, weil dieser langzeiterkrankt ist. Bei insgesamt drei Kollegen fällt das schon ins Gewicht. Immer wieder gibt es Bewerbungen, bislang hat es allerdings noch nicht so recht mit der Zusammenarbeit geklappt.

Fachkräftemangel – auch auf dem Friedhof

„Wir sind ein kleines Team, da müssen wir uns aufeinander verlassen können“, betont Slopianka. Wichtig sei ihm, dass die Kolleginnen oder Kollegen selbstständig arbeiten. Vorteile für den Arbeitsplatz gebe es viele: Keine Wochenendarbeit, Weihnachts- und Urlaubsgeld, Altersvorsorge, 30 Tage Urlaub und Dienstkleidung seinen eine Reihe von guten Argumenten für den Job.

Leiterin Annegret Habel und ihr Team von der evangelischen Kirchengemeinde haben eine Strategie gegen den Fachkräftemangel für den Friedhof Reinbek entwickelt.
Leiterin Annegret Habel und ihr Team von der evangelischen Kirchengemeinde haben eine Strategie gegen den Fachkräftemangel für den Friedhof Reinbek entwickelt. © BGZ | Susanne Tamm

Aktuell müssen die Kollegen die Arbeit auffangen, doch auf Dauer ginge das nicht. Einiges bleibe liegen, beispielsweise den großen Kompostberg abzutragen, um Absenkungen aufzufüllen. Mit den Nachpflanzungen kämen sie nicht hinterher und auch ein Zaun müsse dringend erneuert werden. „Wir schaffen gerade nur das Allernötigste“, bedauert der Wentorfer Friedhofsverwalter. Rund 2800 Gräber gibt es auf seinem Friedhof, 350 davon seien in Pflege der Verwaltung.

Klassische Anzeigen, Personalberater, digitale Portale – nichts klappt

Slopianka hat schon einiges probiert, um Bewerber an Land zu ziehen. Klassische Anzeigen, Personalberater, digitale Portale, doch nichts davon hat bislang gefruchtet. „Es wird einfach zu wenig ausgebildet“, sagt er. Doch es scheint in der Branche eine Wende zu geben und die Anzahl der Auszubildenden steigt wieder.

Das spürt auch Annegret Habel, Reinbeks Friedhofsverwalterin. Sie ist für den Friedhof an der Klosterbergenstraße und den Waldfriedhof in Neuschönningstedt zuständig. 13 Mitarbeitende sind hier tätig. „Bis zum Jahr 2020 hatten wir unbesetzte Stellen“, sagt sie. Doch aktuell gebe es keine Personalnot. „Wir haben eine eigene Friedhofsgärtnerei und können daher auch selbst ausbilden“, sagt sie. Der Ausbildungsplatz sei gerade noch offen.

Selbst ausbilden, Teilzeit und Vorteile bilden Reinbeker Strategie

Ihre Strategie: Mit der Ausbildung sorgen sie für den eigenen Nachwuchs. Sie bieten den Mitarbeitenden zusätzliche Vorteile: ob Zuschuss zum HVV-Ticket, Fahrrad-Leasing, Fortbildungen oder 30 Tage Urlaub, um nur einige zu nennen. „Interessierte können bei uns auch ein Praktikum machen“, wirbt die Diplom-Ingenieurin. Als Besonderheit biete der kirchliche Reinbeker Friedhof die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten. Das werde stark nachgefragt, aber nicht alle Friedhöfe gingen darauf ein.

Dominique Polomski verwaltet den Friedhof für Aumühle/Wohltorf. Auch sie sind zu dritt. „Ein bis zwei Mitarbeiter wären immer besser“, sagt sie. Doch die Stellen sind gerade nicht in der Planung. Denn je mehr Mitarbeiter, desto höher werden die Kosten. „Unser Glück ist, dass die Kollegen seit Langem dabei sind und niemand ausfällt“, sagt sie. Polomski weiß, wer in den Gartenbau geht, möchte nicht unbedingt auf dem Friedhof arbeiten. Doch wer sich einmal dafür entscheide, bleibe für immer.