Gemeinschaftsschulen: Reinbek will Oberstufen-Unterricht an beiden Standorten

Da sage noch einer, Kinder und Jugendliche wollten nicht lernen. Auch das WM-Spiel Deutschland gegen USA konnte Reinbeks Gemeinschaftsschüler nicht davon abhalten, am Donnerstagabend vor der Versammlung der Stadtverordneten für ihre Oberstufe zu demonstrieren. "Oberstufe - yes, we can!", war auf ihren bunten Transparenten zu lesen oder: "Wir sind Reinbeks Zukunft!" Ausgerüstet mit Vuvuzelas und schwarz-rot-goldenem Haarschmuck marschierten sie erst vor dem Rathaus und dann im Sitzungssaal auf.

Unterstützung bekamen sie von Marina Umlauff, einst Leiterin der Grundschule Mühlenredder: "Wagen Sie den Aufbruch wie damals bei unserer Offenen Ganztagsschule", appellierte sie an die Stadtverordneten. Offenbar wollte die Mehrheit der Politiker auch ein Zeichen setzen: für die Einrichtung einer neuen Oberstufe an der Gemeinschaftsschule Reinbek und für eine Kooperation mit Wentorf. Ob dieser Beschluss so zu realisieren ist, ist allerdings höchst fraglich.

Thomas Schunck, Sprecher des Kieler Bildungsministeriums, erläuterte gestern zwei Möglichkeiten: "Eine gemeinsame neue Oberstufe zu beantragen, ist nur bei einer organisatorischen Verbindung (Fusion) zu einer Schule möglich. Bei einer Kooperation schließt sich eine Gemeinschaftsschule einer anderen mit bestehender Oberstufe an." Die Schüler der Tochterschule hätten bei entsprechender Leistung Anspruch auf einen Platz in der Oberstufe der Stammschule.

Für die beiden Gemeinschaftsschulen Reinbek und Wentorf hatte, wie berichtet, der Gutachter Wolf Krämer-Mandeau zu einer gemeinsamen Oberstufe geraten. Ansonsten hätte keine der beiden Einrichtungen eine Zukunft.

Die Schulkonferenz der Wentorfer hat die Zusammenarbeit jedoch abgelehnt, weil sie selbst den Standort für die elften bis 13. Klassen stellen will. "Aber wir sollten nicht in Ärger und Groll versinken oder, um beim Fußball zu bleiben, bei einem Foul zurücktreten", sagte Bernd Uwe Rasch, Fraktionschef der FDP. "Wir sollten die Tür für Wentorf offen stehen lassen." Seine Fraktion beantragte, für das Schuljahr 2015/16 eine Oberstufe beim Bildungsministerium zu beantragen und einzurichten, aber auch, eine Kooperation mit Wentorf anzustreben. Wenn das klappt, sollte sowohl die Schule in Reinbek als auch die in Wentorf ein Oberstufenprofil anbieten. Über das zu erarbeitende Konzept und das Raumprogramm wollen die Gremien erneut abstimmen.

Neubauten sollten allerdings vermieden werden - Reinbeks Schuldenstand ist hoch. Alle Fraktionen stimmten dem Grundsatzbeschluss zu - bis auf Forum21, die kritisierten, dass die Kosten vollkommen unbekannt seien.

Während der Elternbeiratsvorsitzende der Wentorfer Schule, Jörg Wischermann, skeptisch bleibt, begrüßte Bürgervorsteher Andreas Hein gestern das Signal aus Reinbek: "Wir sehen gar keine andere Chance. Solange wir eine Oberstufe erreichen können, sind mir persönlich auch zwei Standorte recht." Wentorf sei vorbereitet, halte die nötigen Räume vor.

Wischermann hingegen kritisierte den Reinbeker Beschluss: "Das ist Unsinn. Das gibt das Schulgesetz gar nicht her." Mit einer Fusion habe Wentorf zudem schon schlechte Erfahrungen gemacht: "Als vor zwei Jahren in Aumühle die Realschule auslief, wurde sie der Wentorfer Realschule untergeordnet. Darunter haben die Aumühler Schüler sehr gelitten. Uns geht es vor allem um das Wohl der Kinder." Reinbek müsste seine Räume noch sanieren und Fachräume bauen. Deshalb hält er den Standort Wentorf für geeigneter.

Die Teilung eines Standortes wäre laut Thomas Schunck tatsächlich rechtlich möglich: "Was sinnvoll ist, darüber entscheidet der Schulträger."