Assistenz: Erzieher gibt Kindern Orientierung im Schulalltag

Wenn nichts mehr geht, dann setzt Ilhan Altundag auf den Kicker. Eine Auszeit mit Tischfußball bringt auch die lautesten Jungs zur Ruhe. "Nach einer Runde mit mir, die sie gewonnen haben, sind die meisten wieder gut drauf", sagt der Erzieher. Der Wentorfer hat selbst eine kleine Tochter (2). Aber nicht nur deshalb bringt er das nötige Einfühlungsvermögen für die Kinder mit. An der Grundschule Wentorf kennt er nach nur wenigen Monaten Zweidrittel der 389 Grundschüler mit Namen. Und die meisten kennen ihn, denn der gutmütige, große Wentorfer ist Ersatzpapa, Ersatzaufsicht in der Klasse, Begleiter in Pausen oder eben Auszeitpartner. Kurz gesagt, der 37-Jährige ist seit 28. Oktober Schulassistent mit aktuell 7,5 Wochenstunden.

Ein neuer Job, der Schülern helfen soll, sich im Schulalltag zu orientieren. "Meist sind es die einfache Dinge", sagt er. "Ich finde meine Schuhe nicht, ich bekomme den Reißverschluss nicht zu oder mein Freund spricht nicht mehr mit mir", sind die kleinen Sorgen im großen Schulalltag, den viele der Abc-Schützen von 7 bis 17 Uhr allein meistern müssen. Die Gesellschaft verändere sich und das ist nicht nur eine Herausforderung für viele Eltern, die häufig beide berufstätig sein müssen, um zurechtzukommen. Auch dem Nachwuchs fordere das schon in jungen Jahren eine große soziale Kompetenz ab, weiß er. "Sie müssen permanent in Gruppen agieren, sich anpassen und an Regeln halten", beschreibt auch Schulleiterin Christel Witzisk die Veränderungen in der Welt der Kinder. Das fordere sie, aber überfordere auch einige. Vor allem die Schüchternen und die Temperamentvollen bräuchten da manchmal Assistenz.

"Diese Aufgabe erfüllt Ilhan Altundag perfekt", sagt Christel Witzisk. "Er arbeitet nachmittags in der Offenen Ganztagsschule (OGS), in der 290 Kinder nach der Schule betreut werden und ist mir gleich positiv aufgefallen." Sein Vorteil sei auch, dass er einer der wenigen männlichen Bezugs- und Vorbildpersonen in dem von Pädagoginnen dominierten Schulleben ist.

Was das große Bedürfnis der Kinder nach Anerkennung und Liebe angehe, spiele das jedoch keine Rolle, ist er sicher. "Ich möchte ihnen das Gefühl geben, dass sie in der Schule nicht nur verwahrt werden, sondern hier auch ein Stück Zuhause haben." Der Musiker und Quereinsteiger ist seit acht Jahren in der Jugendarbeit tätig.

Jetzt fördert er die Integration und die sozialen Kontakte der Schulkinder untereinander, hilft bei Fördermaßnahmen oder beaufsichtigt Kleingruppen. Manchmal nimmt er die Kleinen aber auch nur bei Hand und sagt: "Hör mal zu Mäuschen, um 13 Uhr hast Du den Kursus. Ich bringe Dich kurz hin."

Die Schulhelfer seien wichtig für die Schulen, sagt auch Hans-Heinrich Dyballa vom Schulamt des Kreises Herzogtum Lauenburg: "Wir haben durchweg positive Rückmeldungen von den Schulen." 2013 hatte sich der Kreis dafür entschieden, aus Landesmitteln auch die kleinste Schule mit mindestens 7500 Euro pro Jahr zu unterstützen.