Wentorf (pkb). 77 Jahre Tradition rund ums Auto gehören mit einem Schlag der Vergangenheit an:

Autohaus Hamester an der Berliner Landstraße schließt zum Ende dieses Monats. Die Entscheidung, endgültig aufzuhören, hat sich Kfz-Meister und Inhaber Alexander Hamester allerdings nicht leicht gemacht. Schließlich beendet er damit auch die lange Geschichte, die seine Familie und das Automobil verbunden hat.

Genau an der Stelle, an der das lang gezogene Autohaus nun schließt, hatten seine Großeltern, Ernst und Else, 1937 eine Tankstelle eröffnet und damit den Grundstein für eine lange währende Tradition gelegt. "Ich erinnere noch genau eine Situation aus meiner Kindheit. Mein Großvater arbeitete in der Werkstatt, und die Großmutter bereitete nebenan im Garten das selbst geerntete Obst zum Einmachen vor. Wenn dann jemand tanken wollte, hat sie sich einfach die Hände abgewischt und den Kunden bedient", sagt Hamester und schmunzelt bei der Erinnerung.

Sein Vater Ernst-August übernahm den Betrieb in den 1970er-Jahren. Schon bald reparierte er nicht nur, sondern handelte mit Autos. Er führte die Marken NSU, British Leyland und DAF. Als DAF später von Volvo gekauft wurde, begann für das Autohaus eine lange, fruchtbare Liaison.

Die Namen Volvo und Hamester waren in Wentorf kaum zu trennen - bis der Vater 2006 Insolvenz anmelden musste. Alexander Hamester gründete wenig später seine neue Firma und kaufte seinem Vater Haus, Hof und die Werkstatt ab. Aber der Vertrag mit der renommierten schwedischen Automarke war mit der Insolvenz verloren gegangen. "Das ist wohl unser größtes Problem gewesen - man hat uns immer mit Volvo verbunden, obwohl wir alle Marken repariert haben", bedauert Hamester. "Und wenn es zum Leben nicht mehr reicht, muss man aufhören." In diesem Monat werden aber noch alle Reparaturen übernommen, auch die Hauptuntersuchungen können durchgeführt werden.

Richtigen Kummer macht es dem 47-Jährigen, dass seine Gesellin Bianca Lindloff (27), die er selbst ausgebildet hat, noch keine neue Anstellung gefunden hat. Auch der Auszubildende Maximilian Porsack (20), der im zweiten Lehrjahr ist, sucht noch einen Betrieb, in dem er seine Lehre beenden kann. Das schmerzt, "denn beide sind gut", sagt Hamester.

Das Grundstück an der Berliner Landstraße ist bereits verkauft. Bis zum 31. März muss der Inhaber alles räumen - auch sein Wohnhaus. Das fällt schwer. "Aber man muss nach vorn schauen", sagt er. Nach der Übergabe an den neuen Eigentümer sollen die Gebäude abgerissen und Eigentumswohnungen gebaut werden.