Branstiftung: Junge stellt sich bei der Polizei – Er soll bereits zuvor mehrfach Feuer gelegt haben

Die Nachricht verbreitete sich am Dienstagvormittag wie ein Lauffeuer unter den Ladenbesitzern im EKZCasinopark: Ein zwölfjähriger Junge aus der Nachbarschaft hat mit seiner Zündelei in der Toilette des Einkaufszentrums den folgenschweren Wasserschaden am vergangenen Donnerstag ausgelöst. Mehrere Tausend Liter Löschwasser verteilten sich über drei Etagen, aufgeweichte Deckenplatten krachten herab, Polizei und Feuerwehr mussten 150 Menschen in Sicherheit bringen. Verletzt wurde niemand, der Schaden aber soll deutlich im sechsstelligen Bereich liegen (wir berichteten).

„Der Junge lebt bei Pflegeeltern in Wentorf, ihnen hat er sich nach der Tat offenbart. Gemeinsam mit dem Pflegevater erschien er bei der Polizei und hat die Tat gestanden“, bestätigt Polizeisprecherin Sonja Kurz.

Das Kind sei am Donnerstagnachmittag, wie schon häufiger, alleine im Einkaufszentrum unterwegs gewesen. „Der Junge musste auf die Toilette, hat sich dann die Hände gewaschen und anschließend die Papiertücher im Handtuchspender angezündet.“ Einen näheren Beweggrund für seine Tat habe der Zwölfjährige gegenüber den Beamten nicht genannt. Nur so viel: Er war offenbar von der schnellen Ausbreitung des Feuers überrascht. „Der Junge hat noch versucht, den Handtuchspender mit Wasser aus dem Waschbecken zu löschen. Als dann aber die Sprinkleranlage losging, ergriff er die Flucht“, schildert die Polizeisprecherin. Das Kind sei hinterher auf direktem Weg nach Hause gelaufen.

Da der Junge unter 14 Jahre alt ist, ist er nicht strafmündig, ein Gerichtsverfahren wird es folglich nicht geben. Auch die Pflegeeltern können wegen des Schadens nicht belangt werden. Die Polizei wertet die Tat juristisch auch nicht als Brandstiftung, sondern ermittelt wegen Sachbeschädigung. Kurz: „Es wurden keine substanziellen Gebäudeteile angezündet, zudem handelt es sich nicht um ein Wohnhaus.“ Allerdings ist der Zwölfjährige offenbar nicht zum ersten Mal in Zusammenhang mit Bränden aufgefallen. Allein im Juli vergangenen Jahres soll er innerhalb einer Woche sieben Feuer verursacht haben: Fünf Müllcontainer haben am Stöckenhoop und Sandweg gebrannt, genauso wie Buschwerk am Sachsenring und eine Grasfläche an der Zollstraße. Allerdings will Polizeisprecherin Kurz einen Zusammenhang mit der jüngsten Tat „weder bestätigen noch dementieren“. Der Junge habe in seiner Kindheit bereits schreckliche Dinge durchleben müssen, sei seiner leiblichen Mutter entzogen und von der Erziehungsstelle Ratzeburg in der Wentorfer Pflegefamilie untergebracht worden. „Das Kind ist seit Langem in intensiver jugendpsychiatrischer Betreuung.“ Zurzeit sei er weiterhin in der Pflegefamilie untergebracht. Ob der Zwölfjährige nach der jüngsten Tat in Wentorf bleibe, sei noch nicht abschließend durch die Verantwortlichen der Jugendhilfe geklärt.

Mit ambivalenten Gefühlen haben die Beschäftigten im EKZ auf die Nachricht reagiert. „Ich bin froh, dass diese Tat so schnell aufgeklärt wurde“, meint Marion Dreeßen von der Bäckerei Allwörden: „Aber es ist doch erschreckend, dass es so ein junger Bursche war, der überhaupt nicht darüber nachdenkt, welche fatalen Folgen solche Zündeleien haben können.“