Hilfe: Organisation “wellcome“ sucht ehrenamtliche Helfer, die junge Eltern unterstützen

Mutterseelenallein - so fühlt sich manche Mutter direkt nach der Geburt. Wenn der Mann arbeiten muss, Familie und Freunde zu weit weg wohnen und man die Nachbarn nicht kennt, kann bei all der Freude über das Baby schnell Überforderung die Oberhand gewinnen. Auf solche Situationen hat sich die gemeinnützige Organisation "wellcome" spezialisiert.

"Jede Mutter, unabhängig vom sozialen Status, kann in eine derartige Lage geraten", sagt Conny Schermann. Die Kinderkrankenschwester koordiniert seit 2005 die Arbeit von "wellcome" für den südlichen Teil des Kreises in der evangelischen Familienbildungsstätte Schwarzenbek. "Daher richtet sich unser Angebot an all jene, die im ersten Lebensjahr des Kindes sonst keine Hilfe bekommen."

Ein bis zwei Mal pro Woche kommt einer der ehrenamtlichen Mitarbeiter für zwei bis drei Stunden zur Familie nach Hause. Dort kümmert er sich um das Neugeborene, wenn die Mutter etwas anderes zu tun hat, oder spielt mit den älteren Geschwisterkindern. Bei Zwillingen kommt der "wellcome-Engel", wie die Mitarbeiter genannt werden, auch mal mit zum Kinderarzt.

Einer dieser "Engel" ist Evelin Frentzel-Beyme. "Ich habe selbst noch keine Enkel, finde die Arbeit mit Kindern aber sehr bereichernd", sagt die 60-Jährige, die damals bei ihrem Kind Unterstützung von ihrer Mutter bekam. "Für einige Eltern bin ich nun auch eine Art Mutter-Ersatz", sagt die Rentnerin. Seit Januar 2011 ist sie ehrenamtliche Helferin bei "wellcome", seitdem hat sie sechs Familien in Wentorf und Reinbek betreut. Mit ihr engagieren sich drei weitere Frauen aus Wentorf, weitere Mitstreiter sind willkommen.

Mitarbeiter müssen mindestens 18 Jahre alt sein und bereits Erfahrung in der Kindererziehung haben. Fahrtkosten werden erstattet, außerdem bekommen die Ehrenamtlichen Versicherungsschutz sowie kostenlose Fortbildungsangebote. Interessierte Eltern zahlen einmalig zehn Euro für die Vermittlung einer Familienhelferin, anschließend fünf Euro die Stunde, davon werden vor allem die Fortbildungen der Mitarbeiter bezahlt.

"Wenn die finanzielle Lage einer Familie das nicht ermöglicht, können wir darüber jedoch reden. Am Geld soll es nicht scheitern", sagt Schermann. Seit seiner Gründung 2002 in Hamburg ist "wellcome" von einem kleinen Start-up-Unternehmen zu einem bundesweiten Netzwerk angewachsen. Heute ist die gemeinnützige GmbH in allen Bundesländern mit über 230 Standorten und 3000 Ehrenamtlichen vertreten. Im Jahr 2007 hat Angela Merkel die Schirmherrschaft übernommen, in fast allen Bundesländern sind die jeweiligen Sozialminister regionale Schirmherren von "wellcome".

Conny Schermann, selbst Mutter dreier Kinder, legt trotz der Größe von "wellcome" viel Wert auf Nähe und Vertrauen. Bei einem Kennenlerntreffen müssen die Eltern und der ehrenamtliche Helfer zunächst feststellen, ob die Chemie stimmt. Evelin Frentzel-Beyme hat in dieser Hinsicht nur positive Erfahrungen gemacht. "Eine Familie habe ich sechs Monate betreut, der Kontakt besteht heute noch", sagt die gelernte Arzthelferin. Von ihrem Einsatz profitieren jedoch nicht nur Kind und Eltern, sondern auch sie selbst. "Die Arbeit ist sehr vielfältig, man kann über den eigenen Tellerrand blicken und selbst auch Einiges lernen", sagt die 60-Jährige. "Ich komme jedes Mal ganz beglückt nach Hause", fügt sie mit einem Lächeln hinzu.