Kirche stellt Wohnung zur Verfügung

Menschen in Not zu helfen - dafür wirbt die Evangelische Gemeinde jetzt mehr als je zuvor. In dieser Woche wird Ex-Pastor Hauke Schröder eine Akademiker-Familie aus Damaskus in Wentorf begrüßen. Das Ehepaar und seine zwei Söhne müssen vor dem syrischen Bürgerkrieg fliehen. "Ich habe sie 2001 über Freunde kennen gelernt", sagt Schröder. "Als ich sie in Syrien besucht habe, lebte die Familie in einer Eigentumswohnung, in einem netten Viertel. Die Söhne waren damals noch klein, gingen auf eine christliche Schule, weil christliche Schulen gut ausbildeten." Jetzt aber könnten sie in ihrem Vorort nicht mehr leben. Bomben explodierten, Milizen schössen um sich, immer wieder komme es zu Übergriffen. Zusammen mit Bekannten habe er den Vier geholfen, so gut es ginge. "Die Verständigung ist schwierig, zumal das Assad-Regime überall seine Spitzel hat und auch das Internet zeitweilig abgestellt wird", sagt Schröder. Aber die Flüchtlinge kämen jetzt über die Deutsche Botschaft in Beirut. Dort erhalten sie ein Visum, fliegen nach Hamburg und kommen dann nach Wentorf. Ihre Bleibe wird eine Wohnung unter dem Gemeinde-Kindergarten sein. Pastor Schröder ist glücklich und stolz, dass die ursprünglichen Anwärter auf die Wohnung für die syrische Familie verzichtet haben.

Nicht alle haben so viel Glück. Anlässlich des Gemeindetages im Martin-Luther-Haus informierte der Ex-Pastor deshalb mit einigen Gästen über Flucht, Vertreibung und Aufnahme von Flüchtlingen. "Erinnern wir uns: Nach dem Krieg war Wentorf das größte Durchgangslager für Flüchtlinge aus dem Osten", mahnte Schröder. Unter ihnen: Gärtnereibesitzer Klaus Knappe. Er floh als Zehnjähriger mit seiner Familie aus Stettin: "Wir hatten nichts. Wentorfer Bauern halfen uns", erinnerte er sich.

Pastorin Elisabeth Hartmann-Runge aus der Ökumenischen Arbeitsstelle Lübeck-Lauenburg berichtete über viele bürokratische Hindernisse, die heutige Flüchtlinge in Deutschland meistern müssten: "Sie brauchen etwa einen Verlassenserlaubnisschein, um die Residenzpflicht aufzuheben", sagte sie. Das sei unwürdig. Die Kirchen müssten sich positionieren: "Die Bibel fordert uns auf, Menschen zu helfen, deren Leben bedroht und gefährdet ist. Wir müssen uns besser vernetzen, um etwa auch Sprachpartnerschaften für Flüchtlinge anzubieten."

Boulos Harb, Vorsitzender des Deutsch-Libanesischen Vereins, schätzt, dass der Bürgerkrieg in Syrien noch lange anhalten wird. "Die Flüchtlingsflut beginnt jetzt erst", meinte er und kritisierte die deutsche Flüchtlingspolitik: "Der Libanon hat nur vier Millionen Einwohner. Trotzdem hat er über eine Million syrischer Flüchtlinge aufgenommen." Deutschland nehme derzeit nur 5000 auf. Da könne mehr getan werden.