Naturschutz: Teiche als Kinderstube

Die Lohe ist nicht nur ein Paradies für erholungsbedürftige Zweibeiner, sondern vor allem ein Rückzugsort für viele Tierarten. Zusätzlich zu den dort lebenden Kröten, Kammmolchen und anderen Amphibien werden ab Frühjahr noch viele Artgenossen aus dem Wohltorfer Tonteichbad dazukommen. Denn die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein, eine 100-prozentige Tochter der Lohe-Eigentümerin, der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, will dort im Winter neue Gewässer für sie anlegen.

Hintergrund: Der Verein, der das Tonteichbad betreibt, muss ab Ende Oktober sein Gewässer entschlammen, um die Wasserqualität des Bades zu erhalten. Dadurch wird den Amphibien die Kinderstube genommen. Denn das Badewasser im flachen Uferbereich, wo sie bisher ihren Laich abgelegt haben, wird für die Tiere zu sauer. Den nötigen Eingriff in die Natur hat der Betreiberverein bei der Unteren Naturschutzbehörde beantragt. Außerdem muss er 30 000 Euro für einen Ersatz zahlen. "Im Tonteich leben vor allem Erdkröten, es geht also nicht um Artenschutz, sondern um allgemeinen Naturschutz, die Erhaltung der Population", sagt Landschaftsplanerin Angelika Jacob. "Dafür bietet sich die benachbarte Lohe geradezu an."

Deshalb hat die Ausgleichsagentur Schleswig-Holstein das Areal, das zum Allgemeinen Naturerbe gehört, ausgesucht. Dort will sie im Zentrum, im offenen, sonnigen Bereich eine neue Kinderstube für die Amphibien errichten lassen. "Ihre Chancen, sich erfolgreich zu vermehren, stehen gut: Denn in den neuen Teichen müssen sie nicht mit Fischen konkurrieren wie im Tonteich", sagt Gerrit Werhahn, bei der Ausgleichsagentur zuständig für die Regionen um Ratzeburg und Bad Oldesloe. "Wie viele Gewässer es werden, ihre Größe und genaue Lage stehen bisher noch nicht fest."

"Die Experten, die die Teiche in den Wintermonaten anlegen, untersuchen kurz zuvor die Bodenbeschaffenheit", erläutert Thomas Voigt, Sprecher der Stiftung. "Wo sie Sperrschichten aus Mergel oder Ton finden, richten sie die Gewässer ein. Denn dort brauchen sie keine Teichfolien. Wenn sie schnell fündig werden, bleibt noch Zeit und Geld für weitere Teiche."

Die Tiere, die zurzeit auf dem Land leben, werden je nach Witterung ab Februar 2014 mit Amphibienzäunen vor dem Tonteich abgefangen, wenn sie zum Laichen in das Wasser an ihrem Schlupfort zurückkehren wollen. Dann werden sie zum Teil in die bereits bewährten, zum Teil in die neuen Gewässer der benachbarten Lohe umgesiedelt. Die Quappen, die dort schlüpfen, werden als erwachsene Tiere zum Laichen immer wider dorthin zurückkehren.