Haushalt: Gemeinde ist 44 000 Euro im Minus - Jetzt stehen Angebote zur Disposition

Die 4600 Mitglieder der Kirchengemeinde Wentorf haben wieder eine Doppelspitze. Mirko Klein und der neue Pastor Michael Galle leiten gemeinsam die Gemeinde. Nach zahlreichen Wechseln auf der Kanzel könnte jetzt wieder Ruhe einkehren. Nun schreckt jedoch die prekäre Kassenlage die Gläubigen auf.

"Wir haben ein Minus von 44 000 Euro", erklärt Kerstin Harneit, Vorsitzende des Kirchengemeinderates. Diese Nachricht hat nun erstmals mit der aktuellen Ausgabe des Kirchenboten auch die Gemeinde selbst erreicht. Wie es weitergeht, wird am 29. September bei der Gemeindeversammlung diskutiert, denn über die Köpfe der Gemeindeglieder hinweg möchte der Vorstand keine Entscheidungen treffen.

Fest steht aber schon jetzt, dass aus der ganzen Stelle im Sekretariat des Gemeindebüros eine Dreiviertelstelle wird. Die Maßnahme greift ab Dezember. Da die Sekretärin zahlreiche organisatorische Aufgaben übernommen hat, wird auf die Pastoren nun erheblich mehr Arbeit zukommen, um die fehlende Zeit aufzufangen. Das führt dazu, dass viele Angebote so nicht mehr aufrechterhalten werden können. "Vermutlich werden Angebote wie Andachten in Kindergärten wegfallen. Zudem wird nicht mehr bei jedem Treffen ein Pastor dabei sein können", sagt Kerstin Harneit.

Dass die Kasse in Schieflage geraten ist, sei nicht erst seit gestern bekannt, sagt Pastor Mirko Klein. Allerdings sei man durch die zahlreichen Pastorenwechsel in den vergangenen Jahren mit anderen Themen beschäftigt gewesen. "Es gibt hier einen kleinen Reformstau", gibt Klein zu.

Die Gründe für das Minus in der Kasse kann Kerstin Harneit klar benennen. Zum einen liege dies an geringeren Zuwendungen seitens der Mutterkirche. Grund: 2012 hatten sich die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs, die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche und die Pommersche Evangelische Kirche zusammengeschlossen. Auf der einen Seite gebe es nun, vereinfacht gesagt, relativ viele zahlende Kirchenmitglieder, auf der anderen Seite wenige Mitglieder, aber viele denkmalgeschützte Kirchen, die unterhalten werden müssen. In der Konsequenz stehe den einzelnen Gemeinden weniger Geld zu, das nun aus einem gemeinsamen Topf verteilt werde. Hinzu kämen steigende Personal- und Energiekosten, alte Gebäude, die kosten.

Kerstin Harneit ist sicher, dass die Gemeinde auch diese Aufgabe gemeinsam meistern wird. Zusammen müsse nun überlegt werden, welche Aufgaben von Ehrenamtlichen übernommen werden können, von welchen Angeboten man sich schweren Herzens trennen muss. Fünf Chöre, Jugendarbeit und Seniorentreffs - in der Wentorfer Kirche steht viel auf dem Programm. Das Gemeindehaus ist fast vollständig ausgebucht. Bis zu 600 Wentorfer beteiligen sich aktiv am Gemeindeleben.

"Ich bin sicher, dass der Wille der Menschen da ist, die neue Lage gemeinsam zu meistern. Aber Zeit ist eine knappe Ressource. Auch das Ehrenamt kommt irgendwann an seine Grenzen", weiß Pastor Mirko Klein aus Erfahrung.