Jugendbeirat: Wie viel darf Beteiligung kosten?

Jugendliche haben angeblich kein Interesse an der Politik - dieser Vorwurf stand am vergangenen Montagabend auch während der Sitzung des Bürgerausschusses im Raum. Zum großen Verdruss der anwesenden jungen Leute: "Wenn ich das richtig verstanden habe, gibt es eine Gruppe, in der Politiker über die Jugend reden, ohne dass die dabei ist", sagte Jente Mork (16) kopfschüttelnd. "Das schockiert mich doch."

Hintergrund: Bündnis 90/Die Grünen und die SPD hatten die Vorbereitung eines Jugendbeirates beantragt. CDU, UWW und FDP begegneten diesem Antrag jedoch mit Skepsis. Günter Weblus, Fraktionschef der FDP, bemängelte, dass das Interesse an der Arbeitsgruppe "Platz da", die aus dem gleichnamigen Jugendprojekt entstanden war, von Seiten der Jugendlichen eher mäßig gewesen sei. "Vielleicht lag das nicht allein an den Jugendlichen", räumte er ein. Martin Oels von den Grünen kommentierte: "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir Jugendliche dazu eingeladen hatten. Hier gibt es immerhin Jugendliche, die beim Beirat mitmachen wollen." Er betonte, dass Wentorf laut Gemeindeordnung verpflichtet sei, die jungen Einwohner zu beteiligen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass projektbezogene Beteiligung günstiger ist", sagte Oels.

Denn wie bereits in den Vorjahren droht ein Jugendbeirat an den Kosten zu scheitern: Nicht nur die FDP, auch CDU und UWW vermissten ein finanzielles Konzept. Jugendpfleger Mario Kramer hatte die Kosten auf 5000 Euro im Wahljahr und auf 2500 Euro für das Folgejahr beziffert. Dabei hatte er sich an den Nachbarkommunen orientiert. "16- oder 17-Jährigen traue ich es durchaus zu, allein Sitzungen abzuhalten", erläuterte er. "Das Gremium ist aber auch für Kinder gedacht, und für sie muss jemand aus der Verwaltung die Sitzung leiten."

Annegret Lempa (CDU) regte einen Jugendrat als Probelauf an. Ein solches Gremium hätte in den politischen Sitzungen aber kein Rederecht. "Das ist genau das, was wir nicht wollen", sagte Wolfgang Warmer, Vize-Chef der SPD-Fraktion. Er mahnte: "Wenn man Jugendliche ernst nimmt, muss man sie beteiligen. Wir machen sonst einen Fehler." Erneut kündigte er an, die Kommunalaufsicht zu informieren, sollte Wentorf die Beteiligungspflicht verletzen. Zunächst beschloss der Ausschuss einstimmig, die Verwaltung mit einem Konzept inklusive Finanzierung zu beauftragen.

Als Mario Kramer nach der Sitzung die jugendlichen Zuschauer fragte, ob sie Lust hätten, das Konzept mit ihm zu erarbeiten, waren sie begeistert. "Ich glaube, wenn die Regeln klar wären, hätten noch viel mehr von uns Lust mitzumachen", sagte Tim Deisemann (17).