Straßensozialarbeit: Bewerber sagt ab

Jetzt geht die Ausschreibung in die dritte Runde: Wentorf muss noch länger ohne Straßensozialarbeiter auskommen. Denn der zuletzt ausgewählte Kandidat hat aus privaten Gründen wieder abgesagt. "Bedauerlicherweise müssen wir noch warten", sagte Bürgermeister Matthias Heidelberg gestern. "Wir waren froh, endlich einen guten Kandidaten gefunden zu haben. Leider hat er abgesagt."

Zwar gebe es aktuell keine Beschwerden von Anwohnern über auffällige Jugendliche. Doch das heiße nicht, dass es keinen Bedarf für Straßensozialarbeit in Wentorf gebe. Das Team um den Jugendbeauftragten Mario Kramer versucht, zu jungen Wentorfern Kontakte zu knüpfen und sie ins Jugendzentrum Prisma einzuladen, berichtet Heidelberg. "Doch die Aufgabenstellung der Straßensozialarbeit ist eine vollkommen andere", betont er. "Die Kollegen können die Aufgaben der aufsuchenden Jugendarbeit nur bedingt auffangen."

Die vorige Straßensozialarbeiterin Linda Jeschke hatte im Dezember 2012 gekündigt, um sich nach vier Jahren beruflich neu zu orientieren. Sie hatte jedoch betont, wie wichtig ihre Stelle für Wentorfs Jugendliche ist. Allerdings kritisierte sie auch, dass ihr und ihrer Arbeit Steine in den Weg gelegt worden seien.

Die Gemeinde hatte die Stelle eingerichtet, weil sich Anwohner immer wieder massiv über Lärmbelästigungen an einigen Treffpunkten der Jugendlichen beschwert hatten. Linda Jeschke wies es aber von sich, die jungen Leute zu kontrollieren oder zu maßregeln. Heidelberg gibt zu bedenken: "Die Jugendlichen müssen und sollen sich auch irgendwo in der Gemeinde treffen. Schließlich waren wir alle mal jung. Solange sie nichts beschädigen oder bei der Lautstärke über die Stränge schlagen, ist das okay."

Linda Jeschke verstand es eher als ihre Aufgabe, das Vertrauen der Jugendlichen zu gewinnen und ihnen Hilfe anzubieten. Mit Erfolg: Als ihre Stelle von der Politik infrage gestellt wurde, setzten sich Jugendliche für ihren Erhalt ein.

Die Stelle wird vom Kreis Herzogtum Lauenburg finanziert, Wentorf zahlt die Unkosten für die Anlaufstelle. Auf der Homepage der Kreisverwaltung ist jetzt erneut das Stellenangebot zu finden. "An den Konditionen hat sich nichts geändert", sagte Anne Schetelich, stellvertretende Pressesprecherin, gestern. "Die Bezahlung ist tariflich festgelegt. Der Fachhochschulabschluss mit staatlicher Anerkennung ist für eine solche Aufgabe Standard." Viele geeignete Bewerbungen habe es auf die bisherigen Ausschreibungen allerdings nicht gegeben. "Der Markt scheint derzeit leer gefegt", stellt Schetelich fest. "Es ist unheimlich schwierig, qualifizierte Bewerber zu finden."