Wentorf (pkb). Kurzer Zweifel am eigenen Sehvermögen befällt Besucher, die das Gelände des Transport- und Baustoffhandelsunternehmens Heinz Schröder am Südring betreten. Doch es stimmt: Zwei freundliche Ziegengesichter beäugen jeden neugierig.

Das sind die schneeweißen Schwestern Hanni und Nanni. Die beiden 16-Jährigen sind ein Teil der hier beheimateten Senioren-WG. Denn ein Gatter weiter freut sich ein kleiner Pony-Hengst seines Lebens. Alex ist 41 Jahre alt. Das versetzt auch Experten in Erstaunen. Denn Ponys, die die 40er-Grenze passieren, sind selten, und auch 16-jährige Ziegen haben die normale Lebenserwartung von zehn bis 15 Jahren überschritten.

"Sie werden aber auch gehegt und gepflegt", sagt Barbara Schröder (40), die die Firma gemeinsam mit ihrem Bruder führt. Alex ist ihr Pony. "Ich bin ihn als Kind geritten, habe ihn auch vor den Schlitten gespannt", erzählt sie. Das Wintersportprogramm sei ihr allerdings nicht so gut bekommen, denn Alex war und ist übrigens immer noch ein Hengst. "Er war noch pechschwarz und schon ein bisschen crazy. Damals ist er durchgegangen. Ich bin am Baum hängen geblieben, und er ist samt Schlitten nach Hause gerannt." Das habe der Freundschaft aber keinen Abbruch getan. Alex ist nun erblindet, ziemlich grau, ruhig und bekommt sein Gnadenbrot am Südring.

Die beiden Ziegen leisten ihm seit 16 Jahren Gesellschaft auf dem Schröderschen Gelände, auf dem eigentlich nur Lkw unterwegs sein sollten.

Doch am hinteren Bereich findet sich die "Pony-Ranch": ein Stall mit sechs Boxen. Dort haben früher auch andere Pferde ihr Alter verbracht. Etwa das Reitpferd Sinti von Marion Benke (42). Die Büroangestellte ist seit 16 Jahren auch die Betreuerin des Trios - mit Liebe, viel Aufwand und Geduld. "Alex bekommt viermal täglich gekochtes Futter und Müsli. Hanni und Nanni fressen Heu und Müsli. Frisches Grünfutter bekommt den Senioren nicht gut", erläutert sie. Sie ist froh, dass Alex nicht mehr vorn am Südring steht, sondern auf einer langen Weide am Rand des Geländes. "Vorn haben wohlmeinende Tierfreunde oft Äpfel über den Zaun geworfen. Alex hat sich überfressen, abends musste der Tierarzt kommen, weil er eine Kolik hatte."

Mit gutem Futter, verteilt auf kleine Mahlzeiten, ist das Geschichte. Barbara Schröder und Marion Benke sorgen dafür, dass das noch lange so bleibt.