Wentorf. Die Eltern der etwa 50 Schüler am Landesförderzentrum Sprache an der Golfstraße sind geschockt: Gab das Bildungsministerium in Kiel 2010 noch bekannt, dass die Sprachheilschule 2015 geschlossen wird und bis dahin keine neuen Kinder eingeschult werden, sollen die Förderzentren Sprache (Wentorf) und Hören (Schleswig) nun wohl schon 2014 zusammengelegt werden.

Womöglich sogar noch eher - das zumindest befürchten die Eltern.

Sehr irritiert sind sie darüber, wie das Ministerium mit der Schulleiterin, den Lehrern und Erziehern in Wentorf umgeht. "Es hat den Anschein, als ob man die Schule mutwillig kaputt machen wollte", sagt Sven Flatau, dessen Sohn Nickolas seit 2010 in das Wentorfer Internat geht. "Mitten im Schuljahr nimmt man uns die Direktorin weg, ihre Stellvertreterin wurde schon vorher demontiert." Sein Fazit: "In Wentorf wird es nie wieder so sein, wie es mal war."

Schulleiterin Heidi Grotzsch bestätigt, dass am Freitag, 12. April, ihr letzter Tag in Wentorf sein wird, will sich aber nicht weiter äußern. Dabei hatte der vorige Bildungsminister Dr. Ekkehard Klug (FDP) den Eltern zugesagt, dass sie ihre Kinder bis 2015 in Wentorf unterrichten lassen könnten. "Uns Eltern gegenüber ist das Bildungsministerium nie wirklich ehrlich gewesen. Das ist schlechter Stil", kritisiert Flatau. Auch von der SPD und den Grünen - die sich noch 2011, bevor sie in Schleswig-Holstein an die Regierung kamen, massiv gegen die Schließung wehren wollten - ist er enttäuscht.

Sein Sohn Nickolas (9) habe in Wentorf einen "Wahnsinnssprung" gemacht. Der Schritt, den Kleinen von Pinneberg ins Wentorfer Internat zu geben, war schwer: "Wir haben viele Tränen vergossen." Inzwischen ist Nickolas traurig, weil er weiß, dass seine Direktorin und wohl mit Blick auf die Schließung auch weitere Mitarbeiterinnen gehen werden.

Heute ist Nickolas viel offener, hat durch Liebe und Zuspruch den Mut, Menschen anzusprechen - trotz seiner Probleme mit Motorik und Sprache. Auch die Wentorfer Familie Tomkos ist dankbar für die Schulzeit ihres Sohnes Alexandros an der Golfstraße. Wer den Elfjährigen dabei beobachtet, wie er mit seinem Vater Georgios rangelt, würde nie auf die Idee kommen, dass er noch vor zwei Jahren so sehr an angeborenen motorischen sowie an Wahrnehmungsstörungen litt, dass an Vorlesen nicht zu denken war. Dank der Sprachheilschule ist er heute so weit, dass er ab August eine reguläre Regionalschule in Schwarzenbek besuchen kann. "Die Entwicklung von Sprache und Motorik hängen eng zusammen", weiß Georgios Tomkos, Vorsitzender des Elternbeirats, heute.

Ob kleine Schleswig-Holsteiner diese Chance künftig noch bekommen, ist fraglich. Nickolas Flatau soll ab August eine Grundschule in Rellingen besuchen. Geplant ist dort eine Klasse für zwölf Kinder, mit einer Sprachförderung wie in Wentorf. Das Problem: Bisher existiert das Angebot nur auf dem Papier. "Wir fühlen uns unter Druck gesetzt. Denn niemand kann uns garantieren, dass wir dort im Schuljahr 2014/2015 noch einen Platz bekommen", sagt Sven Flatau.

Jetzt kursiert das Gerücht, dass das Land für einen Kaufinteressenten für das Schulgelände Druck macht. "Davon wissen wir nichts", sagt Sprecher Thomas Schunck. "Vielmehr machen die Kreise und Städte jetzt schneller als vorausgesehen gute dezentrale Angebote für Sprachförderungen und informieren zurzeit die Eltern darüber. Dabei steht das Kindeswohl im Vordergrund."

"In Wentorf wird es nie wieder so sein, wie es einmal war." Sven Flautau, Vater eines Sprachheilschülers