Wentorf. Wenn die Bilanzen des Reinbeker Freizeitbades in Schieflage geraten, grübeln auch die Bürger, wie ein Rettungsplan aussehen könnte.

Fehlt für die Reinigung des Tonteiches in Wohltorf das Geld, hoffen die Betreiber auf Spendengelder. Das war auch früher nicht anders. Als 1913 die Idee entstand, in der Bille eine Badeanstalt zu eröffnen, startete die Gemeinde einen Spendenaufruf. Für 5600 Mark hat sie die Wiese am Billeufer gekauft und 1500 Mark für den Bau der Badeanstalt bewilligt. Die Summe reichte nicht aus, die Bürger wurden um "freiwillige Gaben" gebeten.

"Unter der Eisenbahnbrücke wird die Bille wieder ganz flach, so dass etwa abtreibende Schwimmer daselbst wieder Grund fassen", werden die Vorzüge der Badestelle gepriesen. Heute ist sie fast vergessen, nur einige Alteingesessene erinnern sich noch an fröhliche Kinderrufe, Spritzen und Planschen, die von 1913 bis 1939 nahe der Eisenbahnbrücke zu hören waren. Die Badeanstalt lag am Ende der Reinhardtallee.

Schwimmen in der Bille? Heute scheint das fast unglaublich. "Warum denn nicht?", fragt hingegen Historikerin Hildegard Ballerstedt (75). Sie ist im Billewinkel aufgewachsen und hat die Geschichte des Bades erforscht.

"Das Wasser ist doch heute viel sauberer als damals", stellt sie fest. Damals seien alle Abwässer in die Bille geleitet worden. Gestört hat dies niemanden. "Schon in den frühen Morgenstunden strebten angesichts der großen Hitze unzählige Badegäste dem nassen Element, der Bille zu", heißt es in einer Meldung der Bergedorfer Zeitung zur Eröffnung. An der Wiese wurde eine Bucht für einen Nichtschwimmerbereich ausgehoben. Die Schwimmer konnten im tieferen Lauf der Bille ihre Bahnen ziehen.

Zuerst wachte Bademeister Soltmann über die Gäste. In den 1930er-Jahren wurde er von Hermann Kiene abgelöst, bei dem etliche Wentorfer schwimmen gelernt haben. Die Wentorfer durften die Anlagen kostenlos nutzen, während die "Auswärtigen" fünf Pfennige Eintritt zahlten. Die Öffnungszeiten des Bades waren nach Ballerstedts Recherchen sehr kompliziert. Denn obwohl die Damen nach heutigen Maßstäben sehr züchtig gekleidet waren, gab es getrennte Badezeiten für männliche und weibliche Besucher.

Die Bucht war mit Holz abgegrenzt und am Boden war weißer Sand aufgeschüttet. Zwei Holztreppen führten in die Bille. Außerdem gab es ein Sprungbrett, Umkleidekabinen sowie eine Sandkiste und eine Schaukel für die Kinder.

1939 wurde der Bademeister an die Front eingezogen - damit war das Ende des Bades besiegelt. Das Holz von Stegen und Badehaus wurde in schlechten Zeiten einfach verfeuert.