Wentorf. Sie sehen aus wie kleine, bräunlich-rote Nagelköpfe, doch sie bewegen sich: Die Milben Varroa destructor haben in Deutschland mittlerweile jedes Bienenvolk befallen.

In manchen Regionen gehen an der Varroa und ihren Folgeschäden über den Winter 40 bis 70 Prozent der Völker ein. Fehlt die Arbeit der Bienen, bricht ein wichtiges Glied in der Nahrungsmittelkette des Menschen: Denn ohne Bienen und ihre Pflanzenbestäubung gäbe es viele Lebensmittel nicht.

Imker Dr. Marcus Bradtke-Hellthaler zieht die Bodenplatte aus einem seiner Bienenkästen in der Lohe heraus. Darauf sind unzählige winzige Krümel zu sehen. Bei näherem Hinsehen krabbeln einige plötzlich los: "Das sind Varroa-Milben", sagt er. Doch dass sie nach unten gefallen seien, sei ein gutes Zeichen.

Jetzt, nach der Honigernte, beginnen die Imker mit der Behandlung gegen den Milbenbefall. Die Parasiten wurden vor etwa 25 Jahren aus Asien eingeschleppt, sie saugen die Hämolymphe, den Lebenssaft der Bienen, aus der Brut. "Zum Größenvergleich: Das wäre so, als wenn dem Menschen ein Kaninchen auf der Schulter sitzt und an seinem Hals Blut saugt", erläutert Bradtke-Hellthaler. "Klar, dass sie das Immunsystem der Bienen schwächen."

Der 37-jährige Wentorfer stellt fest: "In unserer Gegend ist das Bienensterben aber nicht so dramatisch, ich selbst habe gar keine durch Varroa bedingten Verluste." Bradtke-Hellthaler, auch Obmann für Bienengesundheit im Bergedorfer Imkerverein, führt das auf das abwechslungsreiche Nahrungsangebot mit verschiedenen Blühpflanzen zurück, aber auch darauf, dass er Stress von den kleinen Arbeitstieren fernhält und dass sie im Frühjahr und im Herbst mit naturverträglichen Mitteln behandelt werden.

"Zuerst ist man mit der chemischen Keule gegen die Milbe vorgegangen", erzählt der Imker. "Doch mittlerweile sind dagegen viele Völker resistent." Er selbst arbeitet am liebsten mit der Klee- oder Oxalsäure. Jetzt testet er das neu zugelassene Mittel ApiLiveVor aus Kampfer und Thymol. Es hinterlässt keine Rückstände und dämmt den Milbenbefall wirkungsvoll ein. Die Bienen vollkommen von den Parasiten zu befreien, sei nicht möglich. "Die Oxalsäure träufele ich in die Wabengasse", berichtet er. "Sie verätzt den Stechapparat und die Beine der Varroa. Die Milben gehen ein und fallen durch den Drahtboden auf die Schublade." In anderen Kästen verwendet er das neue Mittel, das er als kleine getränkte Plättchen oben auf die Waben legt. "Die Varroa mag Kampfer und Thymol nicht und weicht nach unten aus", beschreibt der Imker die Wirkung. Folge: krabbelnde Punkte auf der Bodenplatte. Allerdings sind es in diesem Jahr relativ wenig. Laut Bradtke-Hellthaler liegt der wenig starke Befall an der regelmäßigen Eindämmung. "Ich vermeide es aber auch, die Kästen unnötig zu öffnen oder sie umzusetzen", berichtet er. "Für die Tiere unnötiger Stress." Viel belastender für die Bienen seien ohnehin landwirtschaftliche Monokulturen: Dort finden die Tiere zeitweise nicht genug Nahrung.

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