Traditionsverband Panzergrenadiere Bataillon 16 begibt sich auf Spurensuche nach den Kasernen.

Für Neu-Bürger ist die Bedeutung der Kasernen für die Gemeinde schwer nachzuvollziehen. "Bis 1994 war die Geschichte unseres Ortes geprägt durch die Garnison", erläutert Holger Gruhnke, ehemaliger Bürgermeister und heutiger Vorsitzender des Traditionsverbandes Panzergrenadierbrigade 16 Herzogtum Lauenburg. Sie sei für viele Menschen eine Heimat gewesen, die der Verband ihnen erhalten wollte. "Wir sind ein ganz normaler Verein", erklärt Gruhnke. "Deshalb sind wir auch bei der Wentorfer Kulturwoche dabei." Gemeinsam mit Interessenten will er sich am Sonntag, 21. Juni, bei einer Führung auf Spurensuche nach den Kasernen begeben.

Dieses Jahr feiert der Verband sein 15-jähriges Bestehen. Er gründete sich während der Auflösung der Garnison. "Damals hatte Wentorf etwa 9000 Einwohner und 3000 Soldaten - eine der größten Garnisonen Schleswig-Holsteins, aber mit 400 Mitarbeitern auch der größte zivile Arbeitgeber vor Ort", berichtet Gruhnke. Der Bundeswehrstandort sei fast eine eigene Kommune für sich gewesen. Es habe viele Freundeskreise - auch im Bezirk Bergedorf bis nach Stormarn und Niedersachsen - gegeben. Viele Menschen seien schlagartig entwurzelt worden. Der Traditionsverband wollte ihnen einen Ort der Erinnerung bieten.

Als Bürgermeister war Gruhnke an der Umwandlung des Geländes direkt beteiligt, er kennt die Schnittpunkte zwischen Gegenwart und Vergangenheit, an denen man auch die Grundprinzipien bei der Entwicklung des neuen Ortsteils ablesen kann. "Die baulichen Strukturen sollten sich an Vorhandenes anlehnen und in die Nachbarschaft einfügen", erklärt Gruhnke. "Außerdem sollten alle Wohnformen, Eigentums- und Mietswohnungen angeboten werden. Das ist auch gelungen, es gibt kaum Leerstände." Grüne Achsen und Wanderwege mit Spielplätzen durchziehen die Wohnanlagen, die Straßen sind verkehrsberuhigt.

Da das Wasser im Wentorfer Boden schlecht versickert, spielt die Oberflächenentwässerung eine wichtige Rolle. "Es gibt vier große Becken, die wir auch als Gestaltungsmittel eingesetzt haben", erzählt der Ex-Bürgermeister.

An einem ist um 11 Uhr der Treffpunkt für den etwa zweistündigen Spaziergang am Sonntag: Am Alten Exerzierplatz. Hier beginnt auch eine der Grünachsen, die sich bis zum Casinopark durchziehen.

Eine weitere Station wird das Wohnzentrum Hansa mit dem Café mit Herz am Stöckenhoop sein. Sein baulicher Kern entspricht dem alten Feldwebelwohnheim.

Weiter geht es zum alten Stabsgebäude an der Straße Zwischen den Toren. Es ist als solches noch zu erkennen und außerdem noch heute Heizzentrale, birgt in seinem Keller ein kleines Blockheizkraftwerk. Das Bauwerk wurde modernisiert und beherbergt heute den Integrationskindergarten Zauberwald. Weitere Stationen der Wanderung werden das Regenrückhaltebecken am Sachsenring und das Stammhaus des Traditionsverbandes, die "Alte 16", sein. Dort gibt es nicht nur Luftbilder, um die Entwicklung nach zu verfolgen und sich zu orientieren, sondern auch eine deftige Erbsensuppe. Für die werden - im Gegensatz zur kostenlosen Führung - sechs Euro fällig.

* Der Traditionsverband gründete sich 1993. Er hat etwa 1000 Mitglieder, davon 200 unmittelbare. Die anderen gehören weiteren Verbänden wie den "162ern" oder dem Hausbataillon, an, die dem Traditionsverband als Dachverband unterstehen. Zu den Zielen des Verbandes gehört die Bewahrung schriftlicher und filmischer Erinnerungen an die Kasernen. Der Stammsitz des Traditionsverbandes und seiner Mitgliedsverbände ist das Restaurant "Alte 16" an der Hamburger Landstraße 28 b. Es steht allen Bürgern offen.