Wentorfer Bühne sorgte für 50 Aufführungen und probt jetzt für “Mensch ärgere dich nicht!“.

Bebende Requisiten, ein Bär, der im Weihnachtsmärchen Schneeweißchen und Rosenrot die Kulissen umwirft oder Schauspieler, die ihr Stichwort für ihren Auftritt nicht hören können - 30 Jahre Lampenfieber schweißen zusammen: 1979 regte der Reinbeker Chorleiter Dr. Hans Bittner die Gründung der Wentorfer Bühne an - als eines der ersten Laienensembles der Umgebung inszeniert sie noch heute eine Komödie und ein Weihnachtsmärchen pro Jahr.

"Das ist ein beträchtlicher Aufwand", erzählt Gerda Spieß, Mitglied der ersten Stunde. "Denn wir müssen nicht nur zweimal die Woche zwei Stunden proben, sondern neben Beruf und Familie auch noch unseren Text lernen." Und nicht nur das: Das Besondere der Truppe ist, dass es keine Arbeitsteilung gibt. Bei Bühnenbild und -technik, Requisiten und Kostümen packt jeder - auch die Familienmitglieder - mit an. "Das schweißt zusammen", stellt ihre Tochter und erste Vorsitzende, Heike Gericke, fest. 20 Mitglieder im Alter von 18 bis 75 Jahren sind auf und hinter der Bühne aktiv.

Noch unter Bittners Leitung hob sich für "Der Lügner und die Nonne" von Curt Götz der erste Vorhang in der Realschul-Aula, Achtern Höben 3. Doch Bittners und die Vorstellungen des Ensembles wichen voneinander ab, so dass man sich 1982 wieder trennte. 1984 begann eine neue Tradition: Neben einem gehobenen Boulevardstück bringt die Truppe jährlich ein Weihnachtsmärchen auf die Bühne. In "Streit um Aschenputtel" bekämpften sich Gut und Böse in Gestalt sämtlicher Märchenfiguren.

Den Durchbruch erlebten die begeisterten Laiendarsteller mit "Hänsel und Gretel". Spieß erinnert sich: "Anfangs traten wir manchmal nur vor 20 Zuschauern auf. Doch seit Hänsel und Gretel sind wir meist ausverkauft. Das macht uns natürlich noch mehr Spaß." Die Stadt Glinde lud das Ensemble zu einem Gastspiel ein - ein großer Erfolg. Allerdings war die Kulisse zu hoch, wie sich eine Stunde vor Vorstellungsbeginn herausstellte. Gericke griff kurzerhand zur Stichsäge: "Die anderen mussten weggucken, als ich das Hexendach massakrierte", erzählt sie lachend.

Auch als Ehestifter funktionierte die Wentorfer Bühne: Die Schulfreunde Torsten Preiß und Dierk Berger stießen vor etwa 20 Jahren dazu, als gerade Männermangel herrschte. Wie sie vor kurzem erfuhren, vermuteten die anderen damals, sie seien homosexuell. Diesem Verdacht konnten sie jedoch schnell ein Ende bereiten: Denn beide lernten ihre Ehefrauen bei der Wentorfer Bühne kennen und lieben. Heute ist auch ihr Nachwuchs bei den Weihnachtsmärchen zu sehen.

* In ihrem 30. Jahr feiert die Wentorfer Bühne am Freitag, 26. Juni, ab 20 Uhr mit einer "fast kriminellen Komödie" unter dem Titel "Mensch ärgere dich nicht!" Premiere. Darin vertreiben sich die Bewohner der Seniorenresidenz Sonnenglück nicht nur die Zeit mit dem gleichnamigen Brettspiel, sondern auch mit einer Inszenierung der Tragödie Romeo und Julia von William Shakespeare. Allerdings wird ihr Alltag von dem Pfleger Max getrübt, der sie schikaniert, wo er nur kann. Wie nur können sie ihn loswerden? Die aufmüpfigen Alten sind versucht, ihrem Schicksal etwas nachzuhelfen . . . Der Vorhang hebt sich außerdem am Sonnabend, 27. Juni, um 20 Uhr und am Sonntag, 28. Juni, um 18 Uhr. Karten für vier Euro gibt es bei Lotto-Toto-Schreibwaren oder beim Schuster Engel, Feldstraße 1.