Wentorf (aqu). “Besser nicht anfassen!“ warnt Niklas Rybaczok seine Mitstreiter in der Lohe. “Die sind wirklich giftig, nach einer Berührung sollte man sofort zum Arzt“, sagt der Projektleiter des Ausbildungsverbundes Stormarn (AVB).

Lagern auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz etwa giftige Kampfstoffe, versehentlich auf dem Gelände vergessen?

Ein Blick auf den Gefahrenherd gibt scheinbar Entwarnung: Es ist nur eine saftig grüne Pflanze, mit dem lateinischen Namen Heracleum mantegazzianum, vor der er warnt. Im Volksmund auch als Bärenklau oder Herkulesstaude bekannt, blüht die im vorletzten Jahrhundert aus dem Kaukasus eingeführte Pflanze mittlerweile in ganz Europa. Von einfachen Hautreizungen bis zu Verbrennungen zweiten Grades reicht das Spektrum nach Berührung des Doldenblütlers.

Rybaczok leitet eine Gruppe von sieben Jugendlichen und einem erwachsenen Anleiter, die in der Lohe für die Entfernung der gefährlichen Pflanze zuständig ist. Der Boden ist bereits mit etlichen Löchern übersät. Gekonnt hebeln die Jugendlichen, unter ihnen Alexandre Santo und Christian Schröder, in Teamarbeit Pflanze für Pflanze aus der Erde. Dabei müssen sie trotz der Wärme in voller Montur arbeiten: Lange Ärmel und Schutzhandschuhe sind auf jeden Fall Pflicht, alles andere wäre im Umgang mit der Giftpflanze zu gefährlich.

Der AVB handelt im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Stormarn (ARGE). Die jungen Männer bekommen Arbeitslosengeld II, sollen unter anderem mit der Bärenklau-Maßnahme wieder in die Arbeitswelt integriert werden. Dabei geht es nicht nur darum, regelmäßig und pünktlich zu erscheinen. "Wir wollen den jungen Leuten auch Grundfertigkeiten wie soziale Kompetenz vermitteln, damit sie einen besseren Einstieg ins Berufsleben finden können", erklärt Sabine Alkan, Standortleiterin der Reinbeker ARGE, das Konzept.

Heute fahren die Jugendlichen gemeinsam ins Berufsbildungswerk Lübeck, um sich über mögliche Berufe zu informieren. Dem 19-jährigen Christian Schröder macht die Arbeit im Freien sehr viel Spaß, er weiß jetzt schon: "Ich möchte so bald wie möglich eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner machen", sagt er. Das Konzept scheint also aufzugehen.