Wentorf. Bereits seit einem Jahr ist der Kleingartenverein nur beschränkt geschäftsfähig: Denn die Schreber suchen nicht nur dringend neue Pächter für freie Parzellen, seit einem Jahr fehlen dem Vorstand auch der stellvertretende Vorsitzende und der Schriftführer.

Jetzt spitzt sich die Lage noch mehr zu: Am Sonntag, 22. Februar, steht die Wahl des Ersten Vorsitzenden an. Denn Dieter Müller, seit 1983 im Vorstand, tritt nicht wieder an.

"Wenn ich mich noch einmal wählen lasse, will meine Frau sich scheiden lassen", scherzt der 70-Jährige. Doch er meint es ernst: "Es vergeht kein Tag, an dem ich nichts für den Verein tue." Das liege auch daran, dass der Vorstand zurzeit unvollständig sei. Eigentlich sei der Erste Vorsitzende für die Außenwirkung zuständig, sein Vize kümmere sich um Interna, wie um das Vereinshaus oder um die Organisation von Festen. Müller bedauert, die Bereitschaft sich für den Verein einzusetzen, sinke immer mehr. "Deshalb haben wir seit zwei Jahren keinen Ernteball und seit drei Jahren kein Kinderfest mehr gefeiert", bedauert er.

Der Verein hat derzeit 71 Parzellen und 200 Mitglieder. Ein Drittel ist älter als 60 Jahre. Müller hat beobachtet, dass jede vierte Parzelle von Spätaussiedlern aus Russland bewirtschaftet wird. "Die sind wirklich lieb und nett", erzählt Müller. Sie gärtnern vorbildlich, aber leider bleiben sie lieber in der Familie. Am Vereinsleben haben sie kein Interesse. Vergeblich habe er versucht, einen Integrationsbeauftragten zu berufen, der sich um diese Kleingärtner kümmere, um sie stärker einzubinden. Seine Idealvorstellung für den Ersten Vorsitzenden und seinen Stellvertreter wäre ein Gespann aus einem Alteingesessenen und einem Spätaussiedler. Das wird wohl ein Wunsch bleiben: Denn das drängendere Problem ist, überhaupt einen Nachfolger zu finden.

"Wenn der sich nicht findet, muss er notgedrungen weitermachen", sagt Richard Kassebaum, Vorsitzender des Kreisverbandes. "Ansonsten wird die Versammlung geschlossen und zu einer weiteren Mitgliederversammlung mit dem einzigen Ziel eingeladen, einen Vorsitzenden zu wählen. Es ist den Mitgliedern aber dringend zu empfehlen, einen Nachfolger zu finden; denn sollte der Kreisverband im Notfall die Geschäfte übernehmen, müssen sie die Unkosten dafür zahlen." Aufgelöst werde der Verein nicht so schnell. Im Zweifelsfall würde der noch verbliebene zweite zeichnungsberechtigte, der Kassenwart, automatisch nachrücken. Doch auch das Amt von Johannes Timm, das im nächsten Jahr zur Wiederwahl anstünde, läuft Gefahr, vakant zu bleiben: Timm ist seit 1977 im Vorstand und will sein Amt ebenfalls aufgeben. Kassebaum (65) kennt das Problem aus eigener Erfahrung: Er sucht selbst jemanden, der den Vorsitz für den Kreisverband machen will. Die Mitgliederversammlung am 22. Februar beginnt um 15 Uhr im Vereinshaus am Alten Frachtweg.