Wentorf. An der Unglücksstelle bleiben noch immer häufig Passanten stehen. Meistens liegen Blumen an dem grauen Mast, nicht selten stehen kleine Kerzen dabei. Annika ist unvergessen. Vor einem Jahr verunglückte die 14-jährige Börnsenerin morgens tödlich auf dem Weg zum Hansa-Gymnasium.

Heute vor einem Jahr verunglückte die 14-Jährige tödlich an der Kreuzung an der Hauptstraße.

An der Kreuzung Hauptstraße/Berliner Landstraße erfasste sie ein Streufahrzeug. Zu ihrem Gedenken legt Annikas Klasse, die 9 a, heute zu ihrer Todesstunde kurz vor 8 Uhr an der Unglücksstelle Blumen nieder und stellt Kerzen auf. Außerdem wollen ihre ehemaligen Mitschüler Autofahrer zur Vorsicht mahnen.

Annikas Mutter weiß solche Gesten zu schätzen. "Ich finde es ganz rührend, wenn dort noch Blumen stehen", sagt Annette Ropeter. "Oft weiß ich gar nicht, wer sie dort hingelegt hat, einige erzählen es mir. Für mich ist es ein Trost, dass es immer noch sichtbare Zeichen von Annika gibt."

Ihr persönlich habe es geholfen, dass sie immer über ihre Tochter und das Unglück sprechen konnte - auch wenn das mal Tränen auslöst. Gegen den Unglücksfahrer, der ihre Tochter damals beim Rechtsabbiegen von der Berliner Landstraße in die Hauptstraße übersah, hegt die 41-jährige Börnsenerin keinen Groll: "Das hätte mir auch passieren können. Er war ja weder betrunken noch war er zu schnell gefahren", sagt sie. "Diese Kreuzung ist einfach gefährlich."

Für sie sei es wichtig, dass ihr und ihrer Trauer nie jemand ausgewichen sei. "Es ist großartig, wie unsere Nachbarn und ihre Freunde über Annika mit mir sprechen", erzählt sie. Mit Annikas Freunden habe sie zur Weihnachtszeit zusammen Kekse gebacken. "Es ist schön, die jungen Leute im Haus zu haben", stellt sie fest. Ihr kleiner Sohn Ole, der gerade im Kindergarten eingewöhnt wird, hilft ihr ebenfalls sehr. Auch er spricht viel von seiner großen Schwester. "Sie gehört zu uns", betont Annette Ropeter. Annikas Fotos hängen überall im Haus, ihr Zimmer ist noch nicht völlig umgebaut. "Es ist aber kein Museum", erzählt die Mutter. "Es geht langsam in unseren Besitz über. Ein Tabu im Haus fände ich schrecklich." Sie fand direkt nach dem Unfall therapeutische Hilfe im Bekanntenkreis. "Dort geht es nur um mich und ich habe Zeit für meine Trauer", erläutert sie. Eltern in ihrer Situation empfiehlt sie die Trauergruppe Verwaiste Eltern (Informationen: www.verwaiste-el tern.de ). "Annikas Vater, mein geschiedener Mann, wurde dort mit guten Angeboten geholfen. Man merkt, man ist nicht allein von irgendeinem bösen Schicksal auserkoren."

Annikas Lachen und Fröhlichkeit habe viele angerührt. Sie sei sehr beliebt gewesen. Davon zeugt auch die heutige Aktion der 28 Jungen und Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren - alle mit Warnwesten geschützt. Ihnen geht es aber auch um die Entschärfung der Kreuzung: "Der Fahrradüberweg über die Hauptstraße ist für Autofahrer viel zu unauffällig", hat Biologielehrer Karsten Gärtner beobachtet.

Bürgermeister Matthias Heidelberg hat sich bereits um eine Umgestaltung der Kreuzung bemüht. Es habe schon zwei, drei Gespräche mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV-SH) und der Polizei vor Ort gegeben. Der LBV sei zuständig, weil die B 207 noch über die Berliner Landstraße führe. "Der LBV hatte mir bereits zugesichert, dass dort zusätzlich kleine Ampeln installiert werden sollten", berichtet Heidelberg. "Allerdings wurde die Zusage zurückgezogen. Ich bin darüber sehr ungehalten." Der LBV-SH war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.