Schwarzenbek. Der Behindertenbeauftragte von Schwarzenbek war erstmals zu Besuch beim Lebenshilfewerk im Lupus-Park – und konnte gleich helfen.

Es ist eine vergleichsweise kleine Einrichtung, die das Lebenshilfewerk am Hans-Koch-Ring 13 betreibt, aber die Menschen, die dort arbeiten, haben auch ein besonders schweres Schicksal: Es handelt sich um eine Gruppe von 16 Männern und Frauen mit einer sogenannten „erworbenen Hirnschädigung“. Es sind Menschen, die gesund waren, bis sie durch einen schweren Unfall, einen Schlaganfall oder andere Ursachen geistig behindert geworden sind. Diese Menschen hat jetzt der Schwarzenbeker Behindertenbeauftragte Klaus Gawlik erstmals besucht und seine Hilfsangebote vorgestellt.

„Vieles können wir hier vor Ort lösen, wenn die Menschen, die wir betreuen, ein Anliegen haben. Aber wenn es um Dinge geht, die sich außerhalb unserer Werkstatt befinden, wie beispielsweise Barrieren auf dem Weg zur Arbeit, stoßen wir an unsere Grenzen“, sagt Peter Kube, Leiter der Einrichtung. Deshalb hatte Leon Martens vom Werkstattrat – einer Interessenvertretung der Beschäftigten, zu denen sowohl die vier Betreuer als auch die 16 Menschen mit Behinderungen zählen – Klaus Gawlik eingeladen.

Mobilität und Barrierefreiheit ist für Menschen mit Behinderungen besonders wichtig

Ein ganz spezielles Anliegen, das jetzt gelöst ist, hatte Fabian Beckmann, der nach einem Unfall auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Bislang hat er aber nur ein Modell, das er mit Körperkraft antreiben kann. Beckmann gehört zu den leistungsfähigeren Mitarbeitern der Einrichtung, der sich mittlerweile auch wieder gut fortbewegen kann. Er würde gerne mobiler werden und wünscht sich einen elektrischen Rollstuhl.

Das hat die Krankenkasse aus Kostengründen abgelehnt, auch die Eltern von Beckmann waren nicht so begeistert von der Idee, weil sie befürchteten, dass er sich dann weniger körperlich bewegen würde. Beide Bedenken hat Gawlik ausgeräumt, Fabian Beckmann bekommt seinen E-Rolli.

Wenig barrierefreie Wohnungen auf dem Markt

„Mobilität und Selbstständigkeit sind die Hauptanliegen unserer Beschäftigten. Es ist beispielsweise sehr schwer, eine wirklich barrierefreie Wohnung zu bekommen. Gerade für Rollstuhlfahrer sind auch breite Türen und ausreichend Bewegungsfreiheit auf den Toiletten wichtig. Da können wir als Betreuer aber nicht helfen, wenn wir von solchen Schwierigkeiten hören“, betont Leon Martens.

Da die Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen zum Teil ein extremes Kurzzeitgedächtnis haben und sich Dinge oft nur einige Sekunden merken können, ist es wichtig, dass die vier Betreuer die Angebote von Gawlik kennengelernt haben und als Multiplikatoren wirken können. Der Schwarzenbeker will den Kontakt halten und auch andere Einrichtungen, die mit Menschen mit Behinderungen arbeiten, besuchen.

Werkstatt ist in ehemalige Schulungsräume des Bundesgrenzschutzes eingezogen

Die Werkstatt für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen ist in ehemaligen Schulungsgebäuden des Bundesgrenzschutzes im Lupuspark untergebracht. Bis 2012 waren die Räume das Domizil des Förderzentrums Centa Wulf. Zwischenzeitlich hat die Lebenshilfe die Gebäude erweitert und einen neuen Trakt angebaut. Die Menschen gießen dort unter anderem Kerzen, bauen Insektenhotels oder führen andere einfache Tätigkeiten aus, bei denen therapeutische Gesichtspunkte im Vordergrund stehen.

Klaus Gawlik ist seit vier Jahren ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter in Schwarzenbek. Er ist unter der Telefonnummer 0152/02 65 55 13 zu erreichen. Außerdem bietet er jeden zweiten Donnerstag im Monat von 16 bis 18 Uhr im Rathaus am Ritter-Wulf-Platz (Zimmer 416) eine Sprechstunde an. Gawlik macht aber auch Hausbesuche.

Das Lebenshilfewerk Mölln-Hagenow

In der größten Einrichtung, den Geesthachter Werkstätten am Heuweg, gibt es 180 Arbeitsplätze in Bereichen wie Archivservice und Aktenvernichtung, Garten- und Landschaftspflege, Schlosserei sowie Tischlerei. In den Schwarzenbeker Werkstätten sind es 60 Arbeitsplätze in Bereichen wie Veranstaltungsorganisation und Bewirtung, Garten und Landschaftspflege, Näherei, digitale Archivierung, Hauswirtschaft und Kantine.

Insgesamt werden 850 Plätze bereitgestellt für Schulabgänger, Jugendliche und Erwachsene in sieben Standorten in den Kreisen Herzogtum Lauenburg, Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg, verbunden mit Berufsbildungs- und Arbeitsplätzen für Menschen, die wegen ihrer Behinderung nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können.