Schwarzenbek. Nach zwei Jahren ist die Verbindung zwischen B 404 und B 207 am Ortsrand der Europastadt fertig. Testfahrt mit dem Bürgermeister

Am Freitag, 12. Mai, gegen 8.30 Uhr wurde ein lang gehegter Wunsch vieler Schwarzenbeker wahr: Ein weiterer Teil der Ortsumgehung ist nach mehr als zweijähriger Bauzeit für den Verkehr frei gegeben. Eine offizielle Einweihung mit einem Festakt gab es nicht. Bauarbeiter nahmen die Absperrbaken zur Seite und das war’s. Einer der ersten Nutzer, die gestern über die neue Trasse rollten, war Bürgermeister Norbert Lütjens, der gemeinsam mit LL-Redakteur Stefan Huhndorf zur Testfahrt im städtischen Dienstwagen, einem elektrisch angetriebenen VW ID.3, auf dem neuen Asphalt unterwegs war.

Freigabe der Ortsumgehung ist ein großer Tag für Schwarzenbek

„Es ist ein großer Tag für Schwarzenbek. Schon dieses Teilstück wird für eine deutliche Entlastung der Innenstadt sorgen. Ich bin zuversichtlich, dass es auch zügig mit dem Weiterbau über die Bundesstraße 207 hinweg bis zur K 17 in Richtung Grabau gehen wird“, sagte der Bürgermeister auf dem Weg über die Kerntangente in Richtung der neuen Trasse.

Eine deutliche Entlastung wird es auch für die Anwohner des großen Stadtteils um den Mühlenbogen geben. Denn bislang nutzen viele Pendler das verkehrsberuhigte Wohngebiet in der Hauptverkehrszeit als Schleichweg zur B 207, weil sie nicht lange vor der Ampel am Zubringer Nord auf der Abbiegespur in Richtung der Bundesstraße stehen wollen. „Dieser Schleichweg ist jetzt nicht mehr attraktiv, da es einfach in wenigen Minuten geradeaus weiter zur Bundesstraße 207 geht“, sagt der Bürgermeister, während wir auf die Einmündung zur neuen Umgehung zurollen.

Am 12. Mai 2023 wird die Schwarzenbeker Ortsumgehung gegen 8.30 Uhr für den Verkehr frei gegeben. Hier fährt Bürgermeister Norbert Lütjens mit dem Dienstwagen vom Kreisel an der B 207 auf die neue Trasse.
Am 12. Mai 2023 wird die Schwarzenbeker Ortsumgehung gegen 8.30 Uhr für den Verkehr frei gegeben. Hier fährt Bürgermeister Norbert Lütjens mit dem Dienstwagen vom Kreisel an der B 207 auf die neue Trasse. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Doch genau dort gibt es auch einen Anlass zu geringfügiger Kritik. „Der Einmündungsbereich von der Seite der B 404 aus ist nicht optimal. Aber es ist eine viele Jahrzehnte alte Planung. Das hätte sich ohne Weiteres im laufenden Verfahren wohl nicht mehr ändern lassen“, sagte der Verwaltungschef. Denn statt eines Kreisverkehrs am Knotenpunkt B 404/Kerntangente (Ernst-Schefe-Allee)/Umgehungsstraße (B 209) gibt es eine T-förmige Einmündung mit einem Stoppschild. Ob sich das langfristig bewährt, muss sich zeigen.

Bei den Bauarbeiten haben die Planer sicherheitshalber aber schon Vorkehrungen getroffen, dass – falls erforderlich – eine Ampel an dieser Stelle aufgestellt werden kann. Die entsprechenden Leerrohre sind unterhalb des Asphalts verlegt, damit die neue Fahrbahn nicht gleich wieder aufgerissen werden muss.

Fledermausschutz ist von der Fahrbahn aus deutlich sichtbar

Beeindruckt zeigte sich der Verwaltungschef von den hohen Zäunen für den Fledermausschutz. Da es zuletzt Probleme beim Einrammen der Röhren gab, die als Fundamente für den vier Meter hohen Schutzzaun aus Maschendraht dienen, hatte sich die Freigabe der 1,9 Kilometer langen Trasse zwischen den Bundesstraßen 207 und 404 um eine weitere Woche verzögert. Doch nun ist alles perfekt.

Die nagelneuen Leitplanken aus verzinktem Stahl glänzen jungfräulich und ohne Dellen in der Frühlingssonne, der Asphalt ist topfeben. Der Bürgermeister gibt nach dem Einbiegen auf die Umgehung Gas bis zu den zulässigen 100 Stundenkilometern. Für den Wagen kein Problem, dank des Elektroantriebs wird es nicht einmal laut. Das sieht bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren natürlich anders aus.

Kurzer Zwischenstopp, um einen genaueren Blick auf die Umgehung zu werfen. Bürgermeister Norbert Lütjens steigt aus dem städtischen Dienstwagen, einem elektrisch angetriebenen VW ID.3. Hier sind Tempo 100 erlaubt, direkt hinter dem Lärmschutzwall liegen die Häuser der Dreiangel. Sie haben Lärmschutzverglasung.
Kurzer Zwischenstopp, um einen genaueren Blick auf die Umgehung zu werfen. Bürgermeister Norbert Lütjens steigt aus dem städtischen Dienstwagen, einem elektrisch angetriebenen VW ID.3. Hier sind Tempo 100 erlaubt, direkt hinter dem Lärmschutzwall liegen die Häuser der Dreiangel. Sie haben Lärmschutzverglasung. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Und das ist auch ein Kritikpunkt von Anwohnern, die trotz des Lärmschutzes eine erhöhte Belastung befürchten. „Ich sehe das Problem. Wir werden das noch einmal mit dem Landesbetrieb Straßenverkehr diskutieren. Möglicherweise lässt sich ja ein Tempolimit von 70 Stundenkilometern realisieren“, so der Bürgermeister. Denn an den Knotenpunkten zu Beginn des neuen Teilstücks an der Bundesstraße 404 und am Kreisel an der B 207 müssen die Autofahrer ja ohnehin das Tempo senken.

Nicht besonders gefallen hat dem Bürgermeister die von Graffitisprayern beschmierte Fußgängerbrücke von Schwarzenbek nach Grove. Eine Chance, die die Stadt nicht genutzt hat, war das Angebot des LBV, eine Betonstützwand an der Trasse mit einem Graffiti-Projekt für Jugendliche zu gestalten. Das ist jetzt im fließenden Verkehr nicht mehr möglich.

Was fehlt ist ein Radweg entlang der neuen Trasse

Was ebenfalls fehlt, im weiteren Teilbereich aber kommen soll, ist ein Radweg. „Die Planung ist mehrere Jahrzehnte alt. Damals wurde das nicht berücksichtigt. Das ließ sich jetzt nicht mehr korrigieren“, so der Bürgermeister, der die Umgehung insgesamt aber sehr gelungen fand. Lob gab es auch von der CDU. „Die Freigabe des neugebauten Abschnitts der B 209 ist ein wichtiger Fortschritt für Schwarzenbek und die umliegenden Gemeinden“, betonte die Landtagsabgeordnete Andrea Tschacher.

„Erfreulich ist die geplante Herstellung eines Radweges entlang des folgenden Bauabschnittes zwischen den Kreisverkehren mit der B 207 und mit der K 17 sowie der Anschluss an die K 17 durch den Kreisverkehr“, sagte CDU-Spitzenkandidat Paul Dahlke. Der SPD-Vorsitzende Candy Rudolph drängte bei aller Freude über die Ortsumgehung auf ein Tempolimit von 70 Stundenkilometern, um den Lärmschutz sicherzustellen.