Gülzow. Der Treffpunkt in Gülzow bleibt jedoch erhalten: Kaffee wird künftig ehrenamtlich gekocht. Das soll aber kein Dauerzustand sein.

Es hätte so schön sein können: Nach Jahren des Leerstands und wechselnder Betreiber war mit dem Supermarkt Tante Enso und dem Café Stullenland endlich Ruhe und Beständigkeit im Gülzower Markttreff eingekehrt. Doch das Café schließt zum Monatsende, und die Suche nach einem neuen Pächter beginnt für die Gemeinde von Neuem. Café-Betreiber Peter Kleiber und die Gemeinde Gülzow, der der Markttreff (Hauptstraße 21) gehört, gehen jedoch nicht im Streit auseinander: Beide betonen das gute Miteinander und dass sie gerne weiter gemacht hätten. Doch das geht nicht, denn die kleine Küche des Cafés hat keine Abluftanlage. „Wir haben dort nur eine Teeküche, und in der darf man nicht kochen“, erläutert Gülzows Bürgermeister Wolfgang Schmahl das Problem.

Ein Jahr habe die Lebensmittelkontrolle des Kreises beide Augen zugedrückt, so Kleiber. Doch als jetzt noch immer keine neue Küche installiert worden sei, sei ihm das Kochen im Café endgültig untersagt worden. Doch ohne Mittagstisch mit Currywurst und Pommes oder Chili rechne sich das Café nicht, sagt Kleiber.

Markttreff Gülzow: Aus dem Café wurde zunächst ein Lieferservice

Der Kollower ist ein Quereinsteiger: Als gelernter Reiseverkehrskaufmann betrieb er viele Jahre lang ein Reisebüro, bevor er Travelmanager bei der Bergedorfer Körber-Gruppe wurde. Als er dort aufhörte, eröffnete er einen Frühstücksservice in seinem Heimatort und verkaufte morgens von 5 bis 10 Uhr Brötchen und Kaffee an Pendler – zunächst in einem gemieteten Verkaufsanhänger, dann in einem ehemaligen Linienbus.

„Der Bus war schon ein Magnet“, erinnert sich der 56-Jährige. Im Oktober 2020 zog er mit seinem Café Stullenland in den Markttreff – und musste wegen der Corona-Einschränkungen gleich wieder schließen. Aus dem Café wurde dann für einige Monate ein Lieferservice. „Mein größter Auftrag waren 1200 Essen, die ich binnen einer Woche beim Neubau eines Supermarktes an die Arbeiter liefern musste. Das hat echt Spaß gemacht“, sagt Kleiber.

Peter Kleiber hat zwei Jahre das Café Stullenland im Gülzower Markttreff betrieben. Jetzt übernimmt er ein Restaurant in Trittau.
Peter Kleiber hat zwei Jahre das Café Stullenland im Gülzower Markttreff betrieben. Jetzt übernimmt er ein Restaurant in Trittau. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Von Stullen am Morgen zu Spareribs am Abend

Vom Frühstücksservice wechselt der Kollower nun endgültig in die Abendgastronomie: Zum 3. Mai übernimmt er das Trittauer Restaurant Moonshiner am Mönchteich. Seit November 2022 steht das Waldlokal mit Seeblick drei Kilometer außerhalb von Trittau leer. Viele Jahre war es unter dem Namen Mönchquelle bekannt, hieß dann Edelweiss und war zuletzt ein American Diner.

Das soll es auch unter Kleibers Regie bleiben: Neben Chili und Currywurst wird es bei ihm auch Spareribs und andere amerikanische Speisen geben. Mittwochs bis freitags will der Kollower von 16 bis 22 Uhr öffnen, an den Wochenenden von 10 bis 22 Uhr. Dann soll es auch ein Frühstücksangebot geben. „Kochen bedeutet, dass man zunächst ein Rezept befolgen muss und dann probiert man aus. Das mache ich jetzt auch“, sagt Kleiber.

Im Café wird der Kaffee wieder ehrenamtlich gekocht

In Gülzow soll es auch ohne Kleiber weitergehen: „Wie immer, wenn wir keinen Pächter hatten, werden Bürger morgens ehrenamtlich Kaffee kochen und in Kannen bereitstellen“, verspricht Bürgermeister Schmahl. Die Gruppen, die sich dort regelmäßig treffen, können sich bedienen. Und Brötchen oder Franzbrötchen gibt es gleich nebenan bei Tante Enso. Das soll jedoch kein Dauerzustand bleiben: Über die Markttreff-Organisation des Landes hat die Gemeinde eine 70-prozentige Förderung für den 130.000 Euro teuren Umbau des Gebäudes beim Kieler Landwirtschaftsministerium beantragt.

Schmahl geht davon aus, dass die Mittel bis zum Sommer bewilligt werden. Dann soll nicht nur eine Gastroküche samt Abluft eingebaut werden, sondern auch Personaltoiletten im ersten Stock für die Tante-Enso-Mitarbeiter sowie ein neuer Kompressor für den Kühlraum. Und danach wird sich die Gemeinde erneut auf die Suche nach einem Betreiber für ihr Café machen.