Schwarzenbek. Bemühungen der Stadt zeigen Wirkung: Wahlvorschläge für den Seniorenbeirat Schwarzenbek eingegangen. Aber ob sie reichen?

„Hallo, schön dass Sie da sind.“ Bürgermeister Norbert Lütjens nahm sich die Zeit, jeden einzelnen der Senioren persönlich zu begrüßen. Gemeinsam mit Reinhard Vossgrau, dem Vorsitzenden des Kreisseniorenbeirats, hatte die Schwarzenbeker Stadtverwaltung in den Festsaal des Rathauses geladen.

Die freundliche Begrüßung sollte ebenso Hemmschwellen abbauen wie die Versicherung, immer zur Unterstützung für den Seniorenbeirat bereit zu stehen. Beate Grömling hat Bürgermeister Norbert Lütjens damit überzeugt: „Ich würde gerne kandidieren“, sagte die 74-Jährige: „Ich fühle mich noch nicht zu alt, um noch etwas zu machen.“

Interesse am Seniorenbeirat Schwarzenbek vorhanden

Spätestens nach dem Informationsnachmittag ist klar: Der Stadt ist es sehr wichtig, wieder einen funktionierenden Seniorenbeirat zu installieren. Seit 2019 gibt es den in der Europastadt nicht mehr: Sechs Mitglieder hatten sich geweigert, mit dem siebten Mitglied zusammenzuarbeiten und waren der konstituierenden Sitzung ferngeblieben. Dann kam die Corona-Pandemie, und die Neuwahlen wurden auf Eis gelegt.

Am Ende waren mehr als 20 Bürger jenseits der 60 am vergangenen Mittwoch in den Festsaal gekommen. „Sie können sich nicht vorstellen, wie viele Steine uns vom Herzen gefallen sind“, bekannte Lütjens und versprach: „Wir wollen einen Beirat haben. Darin sind sich Politik und Verwaltung einig. Sie können Einfluss nehmen, und wir haben keine Angst davor, mit Ihnen in den Diskurs zu gehen.“

Im Gegenteil: Der Verwaltungschef versprach den potenziellen Mitgliedern des Seniorenbeirats, die Rede- und Antragsrecht in den städtischen Gremien haben, ihnen auch bei Formulierungen zu helfen. „Wir werden aber inhaltlich keinen Einfluss nehmen“, so Lütjens.

Erste Wahlvorschläge sind im Rathaus eingegangen

Schon vor der Infoveranstaltung hatte ein knappes Dutzend Senioren Interesse gezeigt. Während der Infoveranstaltung verkündete jedoch keiner seine Kandidatur, doch nahmen die meisten die vorbereitetenden Formulare mit.

Knapp eine Woche später ist Fachbereichsleiterin Petra Scheerer zufrieden: „Einige Wahlvorschläge sind mittlerweile schon wieder bei uns eingegangen. Sie reichen aber noch nicht, um auch eine Wahl zu organisieren.“ Sieben Senioren gehören dem Beirat maximal an. Bewerben sich mehr, wird das Gremium per Briefwahl gewählt. Gibt es nur sieben oder weniger Kandidaten, kann der Beirat durch die Stadtverordnetenversammlung gewählt werden.

„Sie müssen das Ohr an der Basis haben“

Lütjens und Vossgrau appellierten jedoch an die Anwesenden, auch dann mitzuarbeiten, wenn sie bei der Wahl nicht ins Gremium gewählt werden. „Eigentlich braucht so ein Beirat 14 Mitglieder – sieben Beiräte und sieben Stellvertreter“, so Vossgrau. Das gibt die Schwarzenbeker Satzung zwar nicht her – Rede- und Antragsrecht haben nur die gewählten Vertreter – doch für die Mitarbeit in Arbeitskreisen sowie als Nachrücker brauche es viele Mitstreiter, so der Kreisvorsitzende: „Sie müssen das Ohr an der Basis haben und können auch selber Initiator sein.

Für Ihre Anträge müssen Sie nicht auf Politik oder Verwaltung warten.“ Auf Kreis- und Landesebene ginge es aktuell um den Erhalt der regionalen Krankenhäuser und die Pflegesituationen vor Ort. Vossgrau: „Damit sind fünf bis zehn Personen den ganzen Monat ausgelastet.“

Ein Viertel aller Schleswig-Holsteiner ist 60 Jahre oder älter

Vossgrau, der zuvor mit dem Kreisseniorenbeirat im Rathaus getagt hatte, wies die Besucher aber auch auf die Verantwortung eines solchen Gremiums hin: Von den 2,9 Millionen Schleswig-Holsteinern ist mit 780.000 ein gutes Viertel über 60. Gleiches gilt für die Europastadt: Von den 17.000 Einwohnern sind mehr als 4000 älter als 60 Jahre. „Damit haben sie auch ein politisches Gewicht“, so Vossgrau, der aber auch mahnte: „Meckern allein reicht nicht. Sie müssen auch konkrete Vorschläge machen.“

Reinhard Vossgrau ist der Vorsitzende des Kreisseniorenbeirats im Kreis Herzogtum Lauenburg 
Reinhard Vossgrau ist der Vorsitzende des Kreisseniorenbeirats im Kreis Herzogtum Lauenburg  © BGZ | Privat

Bis Montag, 17. Oktober, können Einwohner der Stadt, die 60 Jahre oder älter sind, ihre Kandidatur schriftlich bei der Stadtverwaltung einreichen. Vordrucke gibt sowohl im Rathaus als auch online unter www.schwarzenbek.de. Fragen zum Gremium beantworten Petra Scheerer, Telefon 04151/88 11 21, und Jesse Niemann unter 04151/88 11 22.

Die Vorstellung der Kandidaten ist für Sonntag, 24. Oktober, im Festsaal des Rathauses geplant. Gleich danach beginnt die Briefwahl. Am Sonntag, 14. November, sollen dann die neuen Mitglieder des Seniorenbeirats vorgestellt werden.

Info: Wer kann für den Seniorenbeirat kandidieren?

Grundlage für den Seniorenbeirat ist Paragraf 47d der Gemeindeordnung. Der Beirat besteht aus sieben Mitgliedern, die für jeweils drei Jahre gewählt werden. Kandidieren können Schwarzenbeker, die mindestens 60 Jahre alt sind oder es im Wahljahr werden, seit mindestens einem Monat in der Stadt leben. Um die Unabhängigkeit des Gremiums zu gewährleisten, dürfen auf Orts- oder Kreisebene aktive Politiker sowie Vorstandsmitglieder von Parteien oder Wohlfahrtsverbänden nicht antreten. Gewählt wird per Briefwahl. Gibt es nicht mehr als sieben Kandidaten, kann der Beirat auch durch die Stadtverordnetenversammlung bestimmt werden. Die Mitglieder haben Rede- und Antragsrecht in den städtischen Gremien. Pro Teilnahme an einer Beiratssitzung gibt es 17,50 Euro Sitzungsgeld.