Schwarzenbek. Seit mittlerweile vier Jahren geben sich die Bauarbeiter in der ehemaligen Auferstehungskapelle der evangelischen Kirchengemeinde auf dem Neuen Friedhof an der Möllner Straße in Schwarzenbek die Klinke in die Hand. Wie berichtet hatte der Bestattungsunternehmer Axel Möller, der sein Institut auf der gegenüberliegenden Straßenseite hat, die baufällige Kapelle zum symbolischen Preis von einem Euro im Jahr 2018 gekauft. Noch immer ist nicht alles fertig, aber der Trauerraum erscheint bereits in einem gediegenen Ambiente mit großen Fenstern und einem Wechsel aus cremeweiß und lindgrün gestrichenen Wänden.
Ehemalige Kapelle in Schwarzenbek erstmals für Öffentlichkeit zugänglich
Jetzt hat Möller den Raum erstmals für die Öffentlichkeit im Rahmen der Konzertreihe „Klang im ewigen Garten“ des Kultursommers am Kanal zugänglich gemacht. „Eigentlich ist es ein Gartenkonzert, und wir wollten wie bei der Premiere im vergangenen Jahr wieder auf dem Friedhof spielen. Dann haben wir aber überlegt, Besuchern die umgestalteten Räume zu zeigen“, sagte Kirchenmusiker Markus Götze.
Das Konzept ging auf. Mehr als Hundert Besucher kamen am Sonntagabend auf den Neuen Friedhof. Axel Möller hatte zwar mit einer höheren Resonanz gerechnet, musste aber dennoch Stühle nachstellen und die Empore öffnen, damit alle Musikfreunde Platz fanden.
„Der Umbau ist schön geworden. Alles ist sehr modern und würdevoll“, lobte die Schwarzenbekerin Ute Berbüsse den Umbau. Dem pflichtete Heike Wladow bei. „Die Halle ist für Konzerte gut geeignet. Es wäre schön, wenn hier auch kirchliche Trauungen möglich wären“, sagte sie.
Evangelische Kirchengemeinde kann die Räume weiter nutzen
„Ich bin zwar der Eigentümer, aber die Kirche hat ein Nutzungsrecht. Hier werden auch Gottesdienste stattfinden. Wenn ein Pastor auf mich zukommt und hier eine Trauung vornehmen will, sollte das durchaus möglich sein. Eine Hochzeitsfeier lässt sich hier allerdings nicht ausrichten“, sagte Möller.
Der Umbau der Kapelle war aufwendiger und deutlich teurer als gedacht. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1963 und benötigte eine Grundsanierung. Das alleine hätte zum damaligen Zeitpunkt um das Jahr 2018 bereits 70.000 Euro gekostet. Die Kirchengemeinde konnte das nicht leisten, deshalb verkaufte sie die Kapelle für einen Euro an Möller, dem ohnehin ein größerer Trauerraum fehlte.
„Jetzt ist der Raum nutzbar, Orgel und Lichtanlage sind eingebaut. Es gibt auch ein Klavier und eine Musikanlage. Alles sieht gut aus. Aber es fehlt unter anderem noch die Sanierung der Toiletten. Wann alles fertig ist, darüber wage ich keinerlei Prognosen mehr“, sagte Möller, der das 1937 von Johannes Möller gegründete Familienunternehmen aktuell führt. Drei Monate hat er gerade auf Zwischentüren gewartet, jetzt fehlt ihm ein Handwerker, der sie einbaut. Auch der Turm der Kapelle ist noch nicht fertig saniert. Mittlerweile hat Möller in den Umbau mehr als eine Million Euro investiert.
Trauerhalle seit Dezember 2021 trotz laufender Sanierung nutzbar
Die erste Trauerfeier gab es am 1. Dezember 2021, eine öffentliche Nutzung bislang nicht. Das Konzert war die Premiere. „Ich habe so einige Vorstellungen, was hier noch passieren kann. Es gibt beispielsweise Anfragen von Musikschulen für Konzerte. Auch Lesungen oder kurze Ausstellungen mit wenigen Tagen Laufzeit wären denkbar“, so Möller weiter.
Doch zunächst einmal konnten die Besucher jetzt Musikgenuss und die Besichtigung der neuen Räume verbinden. Kirchenmusiker Markus Götze (Klavier) präsentierte dem Publikum gemeinsam mit dem Trompeter Markus Jarms einen abwechslungsreichen musikalischen Spaziergang durch mehrere Jahrhunderte und unterschiedlichste Genres, vom „Prince of Denmarks March“ und Sonaten von James Hook über den Konzert-Walzer von Thorvald Hansen bis hin zu jazzigen Stücken von Leslie Searle.
Stehende Ovationen nach 45 kurzweiligen Konzertminuten
Bei den Besuchern kam das gut an, es gab stehende Ovationen für die beiden Musiker, sodass sie nach 45 kurzweiligen Konzertminuten noch zwei Zugaben nachreichten. Markus Jarms spielt im Posaunenchor die Kirchengemeinde, und die beiden Musiker hatten schon länger überlegt, gemeinsam aufzutreten.
„Es ist nicht ganz einfach, passende Konzertliteratur für Klavier und Trompete zu finden. Aber letztlich sind wir mit der Mischung sehr zufrieden“, so Jarms. „Wir haben uns bereits beim ersten Konzert auf dem Friedhof im vergangenen Jahr zu dieser Zusammensetzung entschlossen,weil der Klang der Trompete im Freien einfach weiter trägt“, so Markus Götze. Im Rahmen der Reihe gibt es noch zwölf weitere Konzerte. Infos im Netz unter www.kultusommer-am-kanal.de.
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