Ab 1. Juni

Schwarzenbeks Stadtarchiv schließt wegen Elternzeit

| Lesedauer: 5 Minuten
Stadtarchivar Dr. Lukas Schaefer beim ersten Sichten historischer Fotos, die unsere Zeitung dem Schwarzenbeker Stadtarchiv überlassen hat.

Stadtarchivar Dr. Lukas Schaefer beim ersten Sichten historischer Fotos, die unsere Zeitung dem Schwarzenbeker Stadtarchiv überlassen hat.

Foto: Marcus Jürgensen

Der Archivar Dr. Lukas Schaefer wird zum zweiten Mal Vater. Informationen sind trotz Elternzeit verfügbar. Alle Infos.

Schwarzenbek. Auf Dr. William Boehart und Dr. Anke Mührenberg folgte Dr. Lukas Schaefer als Stadtarchivar. Der 37-jährige Historiker ist seit 2018 Archivar in Schwarzenbek, Lauenburg, Wentorf und dem Amt Hohe Elbgeest. Die Kommunen gehören der 1984 gegründeten Archivgemeinschaft an. Die Stadt Geesthacht ist vor einigen Jahren aus diesem Verbund ausgeschert.

Der Historiker und bekennende Filmfan hat die Erfolgsgeschichte der „Gedächtnisse der Gemeinden“ fortgesetzt. „Im vergangenen Jahr hatte ich 900 Anfragen und persönliche Besuche. Die Anfragen kamen aus dem gesamten Bundesgebiet, einige zu historischen Ereignissen oder Personen sogar aus Chile, Mexiko und Südafrika“, erzählt der Archivar.

Doktorarbeit über Filmkritiken und Filmkultur

In den Sommermonaten wird Schaefer, der in Hannover geboren und in Hamburg aufgewachsen ist, allerdings keine weiteren Besuche entgegennehmen oder Anfragen beantworten. „Die Archive werden voraussichtlich vom 1. Juni bis zum 15. August geschlossen sein, da ich wegen der Geburt unserer zweiten Tochter in Elternzeit gehen und Urlaub nehmen werde“, kündigt der Historiker an, der in Kassel studiert und seine Doktorarbeit über Filmkritiken und Filmkultur geschrieben hat. Seine Vorliebe gilt Filmen aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Zu seinen Lieblingsfilmen zählt „Zwei glorreiche Halunken“ – ein Italowestern von 1966 mit Clint Eastwood.

In der Archivarbeit kannte Lukas Schaefer sich bereits vor seinem Dienstbeginn im Herbst 2018 aus. Er hatte Projekte in Kassel, aber auch in Mölln und Schwarzenbek durchgeführt und dabei auch Kontakt zu Dr. Anke Mührenberg bekommen. Nachdem diese ins Kreisarchiv in Ratzeburg gewechselt war, trat er ihre Nachfolge an.

Möglicherweise wird es eine kleine Filmvorführung geben

„Archivarbeit ist spannend. Das ist oft wie Detektivarbeit. Gerade, wenn es um Ahnenforschung geht, die zunehmend im Interesse der Öffentlichkeit steht“, sagt der Hamburger, der seine Freizeit ganz der Familie widmet.

Wegen des Lockdowns sind in den vergangenen Monaten ohnehin viele Veranstaltungen ausgefallen, die Schaefer für das Frühjahr geplant hat. Auch die Planungen für die Zeit nach seiner Elternpause sind wegen der Kontaktverbote ungewiss. „Ich beabsichtige eine Veranstaltung zum 65-jährigen Bestehen der Städteverbrüderung im August oder September. Wegen des aktuellen Kontaktverbots ist allerdings noch offen, in welchem Rahmen das stattfinden kann. Möglicherweise muss es auch bei einer Objektausstellung zur Verbrüderungsarbeit im Rathaus bleiben“, so der 37-Jährige.

Möglich wäre aber auch – sofern die behördlichen Auflagen das bis zum Spätsommer zulassen – eine kleine Filmvorführung, da es einen privaten Kurzfilm von der Festwoche zur Verbrüderung aus dem Jahr 1955 gibt. „Es wäre schön, wenn ich noch weitere Bilder oder Filme aus der Zeit der Verbrüderung im Jahr 1955 bekommen könnte“, sagt Schaefer.

Schaefer noch bis zum 1. Juni telefonisch erreichbar

Vor 65 Jahren, am 27. August 1955, hatten die Bürgermeister aus Aubenas (Frankreich), Sierre (Schweiz) und Zelzalte (Belgien) gemeinsam mit ihrem Schwarzenbeker Amtskollegen Hans Koch erstmals den Verbrüderungseid abgelegt. Dafür wurde Schwarzenbek 1961 als zweite deutsche Stadt nach Offenbach mit dem Europapreis ausgezeichnet.

Wer etwas zu der Jubiläumsveranstaltung betragen möchte, erreicht Lukas Schaefer noch bis zum 1. Juni telefonisch unter 04151/88 11 19 im Rathaus. Da das Rathaus wegen des Kontaktverbots noch geschlossen ist, sind persönliche Besuche nur nach Absprache möglich.

Auch während der Elternzeit des Archivars werden Anfragen im Rathaus entgegengenommen und weitergeleitet. Außerdem steht auch Dr. Anke Mührenberg im Kreisarchiv in Ratzeburg, Telefon 04541/88 82 47, zur Verfügung.

Archivverbund: Als die Stadtverwaltung 1983 vom ehemaligen Jugendtreff am alten Markt in den Neubau am Ritter-Wulf-Platz umzog, sollte der Historiker Dr. William Boehart eigentlich nur die Akten ordnen. Doch schon bald wurde klar, dass ein Archiv ständige Betreuung benötigt. Das „gute Gewissen“ der Verwaltung nannte Boehart das Stadtarchiv zum 25-jährigen Bestehen im Frühjahr 2009. Wenig später folgte die Gründung der Archivgemeinschaft, der bis heute Lauenburg, das Amt Hohe Elbgeest und Wentorf angehören und sich mit der Europastadt die Kosten der Archivarbeit teilen. Bis vor einigen Jahren gehörte auch Geesthacht dazu, doch dann scherte die Elbestadt aus Kostengründen aus. Anfangs hatte der damalige Schwarzenbeker Bürgermeister Ralph Schnack die Gründung vorangetrieben. Eine kleine Sensation war es, als Boehart kurz nach der Gründung ein Inventarbuch des Amtsbezirks aus dem Jahr 1698 fand. Boehart: „Niemand hatte gedacht, dass man in Schwarzenbek so alte Akten finden kann.“ Heute befindet sich das Archiv im Keller des Rathauses. Die Unterlagen werden nach und nach digitalisiert, regelmäßig bieten die Archivare auch Vorträge an.