Energiewende

Bürger laufen Sturm gegen Windkraft

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Stefan Huhndorf
Diskussion um Windkraft in Schwarzenbek (v. l.): Grünen-Energie-Experte Detlef Matthießen, Landtagsabgeordneter Burkhard Peters und Staatssekretärin Dr. Ingrid Nestle.

Diskussion um Windkraft in Schwarzenbek (v. l.): Grünen-Energie-Experte Detlef Matthießen, Landtagsabgeordneter Burkhard Peters und Staatssekretärin Dr. Ingrid Nestle.

Foto: Stefan Huhndorf / BGZ

Schwarzenbek. Grünen-Politiker werben vor 150 Windkraftgegnern in Schwarzenbek für die Energiewende. Doch der Widerstand gegen Pläne wächst.

Schwarzenbek.  Laute Missfallensbekundungen, Skepsis und Misstrauen: Die Stimmung war schlecht am Montagabend bei der Podiumsdiskussion „Windenergie im Kreis Herzogtum Lauenburg“, zu der die Grünen in den Festsaal des Rathauses eingeladen hatten. Gut 150 Windkraftgegner und besorgte Bürger waren zur Diskussion gekommen und für die Veranstalter gab es reichlich Gegenwind – unter anderem von der gleichnamigen Bürgerinitiative aus Brunstorf.

Staatssekretärin wirbt für Energiewende

Seit mehreren Wochen tourt Energiewende-Staatssekretärin Dr. Ingrid Nestle (Grüne) durch den Norden und wirbt für die Windkraftpläne des Landes (wir berichteten). Jetzt saß sie mit dem Möllner Landtagsabgeordneten Burkhard Peters (Grüne) , dem Energieexperten der Grünen, Detlef Matthießen und Dr. Susanne Kirchhof vom Verein „Energiewende mit anstand und Abstand“ auf dem Podium.

Ausstieg aus Kohlekraft ist das Ziel

Beifall bekam nur Dr. Susanne Kirchhof und ihre Forderung nach einem Mindestabstand der Windkraftanlagen zur Bebauung von 2000 Metern und eine Nachtabschaltung der „Spargel“. Diese Entfernung würde Windkraft im Norden praktisch verhindern, machte Matthießen deutlich. Dr. Ingrid Nestle beharrte auf dem Ziel der Landesregierung, 300 Prozent des Strombedarfs von Schleswig-Holstein mittelfristig mit regenerativen Energien zu decken. Dabei liegt der Fokus auf der Windenergie. „Wir wollen nach dem Ausstieg aus der Atomkraft auch den Ausstieg aus der Kohlekraft schaffen. Biogas ist ausgereizt. Weitere Anlagen wollen wir nicht“, so die Staatssekretärin.

Solarenergie ist zu teuer

„Warum 300 Prozent, 100 Prozent reicht doch auch. Warum sollen wir dafür aufkommen, dass andere die Entwicklung verschlafen haben? Außerdem sollte mehr Solarenergie eingesetzt werden“, merkte Manfred Pauls aus Dassendorf an. Darauf will sich Kiel allerdings nicht einlassen. „Wir haben bislang schon 300 Prozent unseres Energiebedarfs erzeugt, um andere Länder mitzuversorgen. Dabei soll es auch bleiben, weil Windkraft eben nicht überall in dem Umfang wie in Schleswig-Holstein möglich ist“, so Nestle. „Solarenergie ist eine teure Tasse Tee. Die Energiewende muss bezahlbar bleiben. Dafür brauchen wir die Windkraft“, fügte Matthießen hinzu.

Land kennt Vogelschutzgebiete nicht

Heftige Kritik an den Windenergieplänen des Landes übte Patricia Reincke von „Gegenwind“ in Brunstorf. „Die Karten mit den Flächen, die wir kennen, sind schon längst wieder überholt. Es ist schwer, einen Überblick über den jeweils aktuellen Stand der Planungen zu bekommen“, bemängelte sie. „Der zuständigen Ministerium ist überhaupt nicht bekannt, dass um die angedachte Fläche zwischen Dassendorf und Brunstorf zwei internationale Vogelschutzgebiete sind“, so ihre Mitstreiterin Doris Lehmann.

931 Flächen für Windkraft werden geprüft

„Gerade deshalb machen wir ja die Öffentlichkeitsbeteiligung, um auszuschließen, dass wir einen Aspekt übersehen“, erwiderte Matthießen. Wie berichtet, will das Land regeln, wo Windkraft möglich ist und wo nicht. Ursprünglich wurden 4000 Flächen betrachtet, momentan sind noch 931 übrig, die mindestens 15 Hektar groß sind und Platz für drei „Mühlen“ bieten. am Ende des Verfahrens werden es wohl deutlich weniger sein.