Schwarzenbek
(cus).
Andere Senioren in seinem Alter genießen schon lange ihren wohlverdienten Ruhestand, nicht so Hans-Jürgen Delfs. Nach seinem Rückzug aus der Lokalpolitik ist der ehemalige Bürgervorsteher (1982-1990), Hauptausschuss- und CDU-Fraktionsvorsitzende (bis 2013) noch einmal beruflich durchgestartet: mit 74 Jahren.

Bis 1989 war Delfs als Berufssoldat in Lanken stationiert, spezialisierte sich dort zum Sicherheitsexperten mit dem Schwerpunkt Spionage- und Sabotageabwehr. Als 52-Jähriger wechselte er nach Schwerin und baute dort bis 1998 den Verfassungsschutz mit auf, um dann Geschäftsführer des Verbandes für Sicherheit in der Wirtschaft Norddeutschlands (VSWN) in Hamburg zu werden. Auch nach seinem Rückzug als Geschäftsführer ist der "Unruheständler" weiterhin für den Verband tätig: Als Ausbilder schult er künftige Wachleute und Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten.

Gerade erst hat die Handelskammer Hamburg Delfs für weitere fünf Jahre zum Mitglied des Prüfungsausschusses im Sicherheitsgewerbe berufen. "Ob ich tatsächlich so lange weitermache, weiß ich noch nicht", sagt der 74-Jährige, der sich auch journalistisch betätigt: Für das Fachmagazin "Info Sicherheit" schreibt Delfs über die Gefahren des Islamismus, verfasste einen kritischen Kommentar zum Stellenabbau bei der Polizei in Schleswig-Holstein.

Zwei bis drei Tage pro Woche sitzt Delfs noch in seinem Büro in Hamburg. "Bei Themen wie IT-Sicherheit, Islamismus und Social Engineering musste ich noch einiges dazulernen", sagt er. "Social Engineering" bedeutet übersetzt eigentlich "angewandte Sozialwissenschaften". In der Sicherheitsbranche ist damit jedoch eine andere Anwendung von sozialem Miteinander gemeint: Personen werden gezielt als Schwachstelle benutzt, um an vertrauliche Informationen aus Unternehmen oder staatlichen Einrichtungen zu gelangen.

"Dabei wird gezielt nach unzufriedenen Mitarbeitern gesucht. Auch deshalb ist es für Firmen wichtig, für ein gutes Betriebsklima zu sorgen", sagt Delfs.

An den langen Wochenenden ist der Schwarzenbeker dann mit Ehefrau Birgit im Wohnmobil unterwegs. Seine beliebtesten Ziele sind Fehmarn, Travemünde, der Darß und Bad Bevensen. Im vergangenen Jahr hatten beide im Wohnmobil England, Schottland, Irland und auch noch Polen bereist. In diesem Jahr haben Delfs ihren Urlaub bereits hinter sich - diesmal ohne Wohnmobil: Zur goldenen Hochzeit ist das Ehepaar für eine Woche mit Kindern und Enkeln nach New York geflogen. "Bildungsurlaub", sagt der Schwarzenbeker schmunzelnd. Nach der Städtetour ging's zum Baden nach Miami in Florida.