Von Stefan Huhndorf

Schwarzenbek.
Jetzt ist es amtlich: Wenn plötzlich eine größere Zahl von Flüchtlingen in Schwarzenbek eintrifft, werden diese Menschen kurzfristig in der Turnhalle der ehemaligen Compeschule an der Breslauer Straße untergebracht. Zusätzlich entsteht noch in diesem Jahr eine Sammelunterkunft in der ehemaligen Realschule an der Berliner Straße. Diese Planungen hat Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig jetzt offengelegt, nachdem sie die Politiker im nicht öffentlichen Teil des Haupt- und Planungsausschusses über den Notfallplan der Verwaltung informiert hat.

Hintergrund: Die Stadt hat bislang in diesem Jahr 77 Flüchtlinge aufgenommen. Zehn weitere werden erwartet, bis zum Jahresende muss Schwarzenbek nach bisherigen Prognosen 178 Menschen aufnehmen - allerdings ändern sich die Zahlen fast stündlich. Für nächstes Jahr sind zunächst 200 Flüchtlinge avisiert, die in der Europastadt Schutz und Unterkunft suchen werden. "Wir haben bislang auf dezentrale Unterbringung gesetzt. Wir haben jetzt damit angefangen, die Realschule auszuräumen, und planen seit 14 Tagen mit Hochdruck den Umbau", sagte die Verwaltungschefin auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Donnerstagabend. Eine Woche zuvor hatte sie bereits auf der Einwohnerversammlung von einem Notfallplan gesprochen (wir berichteten).

Die Schwarzenbeker will sie auf einer speziellen Versammlung am Montag, 28. September, um 18.30 Uhr über das Vorhaben informieren. "Es ist wichtig, dass wir die Bewohner der Stadt bei den Problemen mit der Unterbringung von Flüchtlingen mitnehmen und ihre Bedenken anhören", sagte die Bürgermeisterin.

Fakt ist, dass die wachsende Zahl der Flüchtlinge nicht mehr im Bestand der Wohnungsbaugesellschaften untergebracht werden kann. Deshalb will die Stadt die Realschule umbauen, Sanitärbereiche modernisieren und erweitern und die Heizung testen. Auch beim Brandschutz muss etwas verändert werden. "Es ist ein Unterschied bei den Vorschriften, ob es sich um eine Schule oder um Wohnraum handelt", so die Bürgermeisterin. Noch vor dem Jahresende sollen die ersten Flüchtlinge an der Berliner Straße einziehen. "Wir werden mit der Awo zusammenarbeiten und einen Sicherheitsdienst bestellen", so die Bürgermeisterin.

Hilfe haben bereits die Kirche und das DRK angeboten. "Wenn wir gebraucht werden, werden wir kommen. Wir sind auch beim Runden Tisch Willkommenskultur dabei", sagte Pastorin Christiane Klinge. "In Notfällen springen wir sofort ein, dauerhaft können wir keine Betreuung gewährleisten", sagt DRK-Geschäftsführer Stefan Fehrmann. Polizeichef Ernst Jenner sagte: "Eine dezentrale Betreuung ist natürlich immer besser. Aber wenn es nicht anders geht, ist es gut, wenn ein Sicherheitsdienst als Ansprechpartner vor Ort ist. Bei vielen Menschen aus unterschiedlichen Ethnien, die traumatisiert sind, gibt es immer ein gewisses Konfliktpotenzial."

Von Containerdörfern hat die Stadt Abstand genommen. Stattdessen ist der Bau von Sozialwohnungen angedacht. Die Bürgermeisterin will zeitnah entsprechende Gespräche mit Wohnungsgesellschaften führen.