Von Stefan Huhndorf

Schwarzenbek.
Wie viele Supermärkte verträgt eine Stadt mit 15 600 Einwohnern? Offensichtlich eine ganze Menge: Seit der Eröffnung des neuen Netto Marken-Discount im Neubaugebiet Strangen Kamp im November vergangenen Jahres buhlen neun Supermärkte um die Gunst der Kunden in der Europastadt. Und damit nicht genug: Jetzt hat Aldi bei der Stadt beantragt, seinen bestehenden Markt am Hans-Koch-Ring im Lupuspark von derzeit 900 auf 1200 Quadratmeter zu vergrößern.

Einer entsprechenden Änderung des Bebauungsplans (B-Plan 55) haben die Politiker im Haupt- und Planungsausschuss am Dienstagabend zugestimmt. "Der B-Plan durchläuft jetzt das normale Verfahren. Das dauert etwa drei bis vier Monate", sagt die Ausschussvorsitzende Heike Wladow (CDU). Das bedeutet, Aldi könnte sein Bauvorhaben bereits im Frühjahr kommenden Jahres realisieren.

Heike Wladow begrüßt die Erweiterung. "Das ist gut für Schwarzenbek. Das Sortiment wird größer und der Markt großzügiger", sagt die Christdemokratin. Auch Uwe Krützmann, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung, sieht keine Probleme für die Entwicklung der Innenstadt und den Bestand der im Zentrum ansässigen Einzelhändler durch die Erweiterung am Stadtrand. "Die Supermärkte konzentrieren sich ohnehin in der Peripherie. Für die Innenstadt hat das keine Relevanz. Ich glaube eher, dass es einen Verdrängungswettbewerb unter den einzelnen Anbietern geben wird", sagt der WVS-Vorsitzende.

Das sieht die Kieler Staatskanzlei allerdings anders. Sie hat im Bebauungsplan-Verfahren eine Stellungsnahme abgegeben und warnt vor der Erweiterung. "Die Staatskanzlei gibt zu bedenken, dass der Lupuspark aufgrund der Verkaufsflächenerweiterung ... eine weitere Attraktivitätssteigerung gegenüber der Innenstadt und ihren Nahversorgungseinrichtungen erfahren wird", heißt es in der schriftlichen Stellungnahme. Es liege in der Verantwortung der Stadt, ausgewogene Einzelhandels- und Versorgungsstrukturen zu gewährleisten - so die mahnende Botschaft aus Kiel. Diese Bedenken teilen die Politiker nicht.

Wer genau rechnet, kommt jedoch auf die stattliche Zahl von knapp 8000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Größter Lebensmittelfilialist ist der Neukauf-Markt im Lupuspark mit einer Fläche von 1712 Quadratmetern. Es folgen Rewe (1140 Quadratmeter), Sky (984) und Aldi im Lupuspark (900). Auf Platz fünf folgen Netto, Penny mit seiner Filiale im Sky-Markt am Ritter-Wulf-Platz und Lidl (jeweils 750) vor der Aldi-Filiale (600) an der Gülzower Straße und dem zweiten Penny-Markt (375). Durch Neubauten und Erweiterungen hat sich die durchschnittliche Verkaufsfläche deutlich erhöht: Von 745 Quadratmetern im Jahr 2009 auf jetzt 851 Quadratmeter.