Von Stefan Huhndorf

Mühlenrade.
Die Milchpreise sinken immer weiter, wirtschaftlich lässt sich ein konventioneller Milchviehbetrieb kaum noch führen. Und die Kosten werden weiter steigen. Denn die EU fordert einen besseren Gewässerschutz von Deutschland. "Das wird zu Abgaben für Gülle und Dünger führen, die die Betreibe weiter belasten", prognostiziert Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).

Der Minister hatte gestern gleich zweimal mit Milchbauern zu tun, die ihre Probleme aber auf unterschiedliche Weise angehen. Am Morgen war er zum Auftakt einer Sternfahrt gekommen, bei der die Bauern mit ihren Traktoren bis nach München fahren wollen, um für höhere Milchpreise zu demonstrieren. Aktuell liegt der Preis für konventionell produzierte Milch bei 27 bis 28 Cent pro Liter - Tendenz sinkend.

Deutlich mehr Freude kam dann bei seinem zweiten Termin im Amt Schwarzenbek-Land in Mühlenrade bei Basthorst auf: Dort eröffnete er gemeinsam mit Geschäftsführer Janosch Raymann die neue Hamfelder-Hof-Bauernmeierei in der Dorfstraße 35. Die Marke Hamfelder Hof mit der länger frischen Milch aus ökologischer Herstellung gibt es schon seit einiger Zeit.

Für elf Millionen Euro hat der Zusammenschluss von Landwirten jetzt in Mühlenrade nach knapp vierjähriger Planung und einjähriger Bauzeit eine Meierei eröffnet, die von bislang 27 Landwirten gemeinsam beliefert wird. Sie bekommen den erhöhten Preis von 46 bis 48 Cent pro Liter Öko-Milch und halten Anteile an der Meierei. "Wir sind gewinnorientiert und schütten die Überschüsse an unsere Gesellschafter aus. Sie sollen nicht nur überleben, sondern auch Zukunftsperspektiven und Geld für weitere Investitionen haben", sagt Janosch Raymann.

Die Perspektiven sind gut. Habeck bezeichnete das Vorhaben als Leuchtturmprojekt. "Hier haben Bauern ihre Zukunft selbst in die Hand genommen, statt nur gegen die Milchkrise zu demonstrieren. Das ist der richtige Weg", so der Grünen-Minister. Deshalb hat das Land die Investition auch mit 1,8 Millionen Euro subventioniert. Raymann denkt das auch. Die Milchproduzenten werden 48 000 Liter am Tag anliefern. Insgesamt werden elf Millionen Liter Rohmilch jährlich in Mühlenrade verarbeitet. Die Landwirte haben ihre Höfe in einem Umkreis von 150 Kilometern.

"Wir werden neben unserer Längerfrischen auch wärmebehandelte, klassische Vollmilch, Joghurt, Butter und andere Milchprodukte anbieten. Milch ist zwar ein Produkt, mit dem Discounter Kunden zu Billigpreisen anlocken, aber da machen wir nicht mit", so der Meierei-Geschäftsführer. Raymann hat festgestellt, dass Kunden im Zuge des allgemeinen Trends zu Bio-Kost auch bereit sind, für biologisch produzierte Milch mehr Geld auszugeben. Außerdem können die Kunden auf einem speziellen Rundgang durch die Meierei in Mühlenrade auch selbst - hinter Glas - zuschauen, wie Milch, Joghurt und Butter entstehen. Außerdem wird es im zweiten Bauabschnitt 2016 einen eigenen Laden für die Produkte des Hamfelder Hofes geben. "Wir machen das für die Umwelt, nicht für den Kunden. So wie ich wirtschafte, könnte ich das mehrere Jahrhunderte tun, ohne die Umwelt zu belasten", sagt Bio-Landwirt Johannes Tams, einer der 27 Gesellschafter.