Schwarzenbek.
Der Zustrom der Flüchtlinge reißt nicht ab und stellt Kreis und Kommunen vor schwierige Aufgaben. Auch die Kommunikation zwischen Landrat sowie Städten und Gemeinden kann verbessert werden. Außerdem drohen im Südkreis Probleme im öffentlichen Nahverkehr. Über diese und andere Themen sprach Landrat Dr. Christoph Mager gestern mit Chefredakteur Wolfgang Rath und den Redakteuren Kim Nadine Müller, Marcus Jürgensen und Stefan Huhndorf.

bz/LL:

Herr Dr. Mager, Sie haben in den vergangenen drei Monaten alle Städte und Ämter im Kreis bereist. Welche Probleme brennen den Kommunen auf den Nägeln?

Mager:

Das Hauptproblem ist die Unterbringung der Flüchtlinge. Am 1. Juli lebten 1341 Flüchtlinge im Kreis, bis zum Jahresende werden es mindestens 2000 sein. Es gibt kaum noch Wohnraum für diese Menschen. Die Jacke sitzt verdammt eng, um es bildlich zu sagen. Das ist eine Aufgabe, der wir uns stellen müssen.

Ist die Unterbringung das einzige Problem?

Nein. Bis über das Bleiberecht eines Flüchtlings entschieden ist, dauert es in Schleswig-Holstein durchschnittlich 7,9 Monate. Damit liegt Schleswig-Holstein im negativen Bereich an der Spitze. Der Bund ist gefordert, die Verfahren schneller zu bearbeiten. Es ist auch keinem Menschen, der aus einem sicheren Land kommt und keine Chance auf eine Anerkennung hat, damit geholfen, sich erst einmal hier einzuleben.

Die Betreuung funktioniert im Kreis aber gut?

Ja, aber es gibt Veränderungen: Bisher zahlt das Land 90 Euro pro Quartal und Flüchtling, wovon wir als Kreis einen Teil behalten, um damit Betreuungsleistungen durch Diakonie und Awo zu gewährleisten. Künftig zahlt das Land eine Pauschale von einmalig 900 Euro für jeden Flüchtling - direkt an die Gemeinden. Dazu haben auch schon viele Städte und Ämter ergänzende Verträge mit Awo und Diakonie geschlossen. Dazu kommen viele ehrenamtliche Helferkreise.

Was bewegt die Kommunen sonst noch?

Es gibt Defizite bei der Kommunikation unter den Verwaltungsspitzen. Ich plane mindestens zwei Treffen mit hauptamtlichen Bürgermeistern und den Spitzen der Ämter im Jahr. Einmal im Jahr sollte es auch eine Dienstversammlung mit den 132 Bürgermeistern im Kreis geben, die themenbezogen sein wird. Im Augenblick beschäftigt die Kommunen beispielsweise die Zukunft der Feuerwehren. Es wird in den Dörfern immer schwieriger, tagsüber ein Löschfahrzeug zu besetzen. Abhilfe könnte es schaffen, wenn mehr Feuerwehrleute nicht nur an ihrem Wohnort, sondern auch am Arbeitsort aktiv werden.

Wie sieht es mit der Bahnlinie von Geesthacht nach Hamburg aus?

Wir sind dabei, die Interessen der Kommunen zu bündeln. Für die Beurteilung benötigen wir eine aktuelle Machbarkeitsstudie mit Prognosen über die Fahrgastzahlen. Die vorliegende Expertise stammt aus dem Jahr 1998.

Gibt es sonst noch Defizite im Nahverkehr?

Wir werden nächstes Jahr Probleme in Schwarzenbek und Büchen bekommen. Die Bahn plant Veränderungen im Fernverkehr auf der Strecke Hamburg-Berlin. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf alle Nahverkehrszüge, und dann passen die Anschlusszeiten der Buslinien nicht mehr.