Von Marcus Jürgensen

Schwarzenbek.
Es ist eine Nachricht zum "Sektkorken knallen" lassen - obwohl sie so versteckt platziert ist: Auf ihrer Internetseite hat die kanadische Firma PRD Energy bekannt gegeben, dass sich das börsennotierte Unternehmen aus Deutschland zurückzieht. Das dreiseitige auf Englisch verfasste Schreiben wurde dort bereits am Dienstag kommentarlos unter der Rubrik "Aktuelles" veröffentlicht. Bis zum 31. August gibt es noch ein Büro in Berlin, dann wird dieses aufgelöst, die Mitarbeiter entlassen.

PRD Energy verfügt in Schleswig-Holstein über Aufsuchungserlaubnisse für die sogenannten Erlaubnisfelder Elmshorn, Bramstedt, Ostrohe und Schwarzenbek, um dort nach Erdöl und Erdgas zu suchen. In dem Schreiben kündigt die Firma an, auf diese verzichten zu wollen. "Um die Lizenzen zurückzugeben, bedarf es eines Antrages", sagt dazu Sönke Wendland, Sprecher des Kieler Umweltministers Robert Habeck (Grüne). Doch noch lägen derartige Anträge nicht vor.

In seinem Schreiben nennt PRD Energy als Gründe für den Rückzug sinkende Preise bei Erdöl und Erdgas, die eine wirtschaftliche Ausbeute schwierig machen, aber auch "Lizenzänderungen". Gemeint ist eine planerische Veränderungssperre und die von der Landesregierung beschlossene Erhöhung des Förderzinses zum 1. Januar 2015. Bereits im Dezember 2014 hatte das Unternehmen deshalb erklärt, die Erkundungen für ein Jahr ruhen zu lassen, im März dann eine Verkleinerung der Erlaubnisfelder in Kiel beantragt (wir berichteten).

"Das ist eine gute Nachricht", sagt Amtsvorsteher Klaus Hansen, als ihn unsere Zeitung über die Pläne informiert. Das Amt Schwarzenbek-Land und die Stadt Schwarzenbek klagen gegen das für die Aufsuchungsgenehmigungen zuständige Bergamt in Hannover, weil sie ihre Planungsrechte verletzt sehen. Ob sie diese Klage jetzt aufgeben, kann Hansen noch nicht sagen: "Da werden wir uns zunächst mit unserem Anwalt beraten."

Für ihn ist der Rückzug von PRD Energy "in erster Linie ein Erfolg der kritischen Bürger". Mit deren Protest habe es angefangen, den habe die Politik konsequent und sehr einmütig unterstützt. Hansen: "Es war deutlich zu spüren, dass wir uns kümmern müssen: Den Bürgern war unheimlich, was da unter ihren Füßen geschehen sollte."

Auch für den Grünen Bundestagsabgeordneten Konstantin von Notz ist der Rückzug von PRD Energy eine Folge der beharrlichen Proteste von Bürgerinitiativen und Gemeinden gegen die Risikotechnologie Fracking. Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien ins Erdreich gespritzt, um Gesteinsschichten aufzubrechen (englisch: hydraulic fracturing) und das darin gebundene Erdgas zu fördern. Von Notz will sich jedoch nicht auf die sinkenden Weltmarktpreise für Erdgas verlassen und fordert eine konsequente Bergrechtsreform: "Nur so sind dauerhaft moderne Sicherheits-, Transparenz- und Beteiligungsstandards bei allen Abbau-Methoden auf allen Flächen garantiert." Für von Notz arbeitet die Große Koalition hingegen an einem "Fracking-Ermöglichungsgesetz voller Schlupflöcher".

Auch Parlamentskollege Norbert Brackmann (CDU) warnt davor, sich dauerhaft auf niedrige Rohstoffpreise zu verlassen, um Fracking zu verhindern. "Wir werden an unserem Gesetzesvorhaben festhalten, weil wir aktuell keine gesetzliche Grundlage haben, um Fracking zu verbieten", wirbt Brackmann für den Entwurf der Großen Koalition: Fracking solle so weit erschwert werden, dass es faktisch nicht möglich ist. Die Forschung an der Technologie solle aber weiter möglich sein. Brackmann: "Wir können ja nicht auf ewig von sinkenden Ölpreisen ausgehen."