Brunstorf
(tja).
Rente mit 67? Das ist nichts für Gerhard Wehling. Der 73 Jahre alte Geesthachter arbeitet heute seit auf den Tag genau 50 Jahre für die Familie Lütten - inzwischen für die dritte Generation. "Ich mache das gerne, so komme ich mal raus. Solange es die Gesundheit noch zulässt und ich im Betrieb gebraucht werde, mache ich weiter", sagt der Jubilar. Sein Chef, Landwirt und Bürgermeister Frank Lütten, möchte auf die Erfahrung seines Mitarbeiters nicht verzichten.

1952 war Wehling, dessen Familie früher einen Bauernhof in Mecklenburg-Vorpommern besessen hatte, aus der ehemaligen DDR über Berlin in den Westen geflüchtet. In der Nähe von Mölln fand er 1957 seine erste Anstellung. Schließlich kam er 1965 damals als Knecht auf den Heinrichshof, ehemals Geesthachts größter Bauernhof. Dort wurde Richard Lütten, der Großvater seines heutigen Chefs, sein Arbeitgeber. Auch als dessen Sohn Kuno den Betrieb übernahm, blieb Wehling. Er baute nebenan am Dösselbuschberg ein Wohnhaus.

"Von diesem Zeitpunkt an hatte ich durch die Gartenpforte immer den perfekten Arbeitsweg", erinnert sich der "staatlich geprüfte Wirtschafter", wie sein Beruf offiziell heißt. Im Jahr 2000 zog der Betrieb Lütten nach Brunstorf um, an der Stelle des Heinrichshofs befindet sich heute eine Ökosiedlung. Die Lüttens haben mittlerweile eine Betriebsgemeinschaft gemeinsam mit den Landwirten Karsten Hümpel und Manfred Pemöller. Und Wehling arbeitet noch immer mit.

"Die Arbeit in der Landwirtschaft hat sich gewaltig gewandelt", weiß Wehling. "Früher hatte jeder Mitarbeiter seinen eigenen Traktor. Den hat er morgens klar gemacht, wenn die Aufgaben verteilt waren", erinnert sich Christa Lütten (79), seine zweite Chefin. Anfangs fuhr Wehling einen 50 PS starken Hanomag-Trecker, heute steuert er meistens einen 360 PS starken Deutz. Als die Familie Lütten noch "in Gemüse machte", fuhr er meistens die Bohnenpflückmaschine.

Heute hilft er je nach Bedarf, etwa wenn die Ernte eingefahren wird oder die Äcker bestellt werden. "Am liebsten bin ich allein mit dem Pflug auf den Feldern, da habe ich meine Ruhe", berichtet der 73-Jährige. "Früher waren wir im Jahr 1500 Stunden auf dem Trecker - ohne Servolenkung oder Klimaanlage. Heute fahren die Dinger ja fast von allein", sagt Wehling.

In seiner Freizeit widmet er sich seinen Tauben, den beiden Töchter und vier Enkeln. Zudem wirkt Gerhard Wehling seit mittlerweile 24 Jahren im Prüfungsausschuss der Landwirtschaftskammer mit.