Von Stefan Huhndorf

Schwarzenbek.
Hoher Besuch im Gymnasium - und bestimmt nicht der letzte: Gestern Vormittag eröffnete der italienische Generalkonsul Dottore Flavio Rodilosso eine neue Diskussionsreihe rund um europäische Themen unter dem Motto "An die Jugend". Das Projekt des Wirtschafts- und Politiklehrers Dr. Konrad Watrin startet genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn Ende August feiert Schwarzenbek die Jumelage - das 60-jährige Bestehen der europäischen Verbrüderung mit Cesenatico (Italien), Sierre (Schweiz), Zelzate (Belgien) und Aubenas (Frankreich).

"Italien ist ein Kernland der Europäischen Union. Mit Federica Mogherini stellt sie die Außenbeauftragte der EU. Deshalb beginnen wir die Reihe auch mit Italien", sagte Watrin gestern Mittag vor knapp 200 Oberstufenschülern.

Allerdings kippte das Thema, das sich Rodilosso für seinen Vortrag gewählt hatte - eine europaweit einheitliche Schulpolitik, um eine europäische Identität zu schaffen und gemeinsam anderen Weltmächten wirtschaftlich und politisch zu trotzen - schnell. Klar im Zentrum des Interesses stand die Flüchtlingspolitik. "Ich schäme mich, dass wir Italien in der Flüchtlingspolitik so allein lassen. Viele Tausend Menschen kommen auf Lampedusa an, und wir beklagen uns, wenn 20 Asylbewerber in unser Dorf kommen", sagt Watrin.

"Ist eine Quote für alle EU-Länder die Lösung?", fragte eine Schülerin. "Wenn jedes Land einen Teil der Flüchtlinge aufnimmt, schaffen wir das. Wenn nicht, hat Italien einen Plan B. Und dann könnte es schlimm werden", ließ Rodilosso über seine Dolmetscherin verkünden - ohne diesen Plan weiter auszuführen. Der Diplomat sieht Deutschland in einer Führungsrolle, um die Flüchtlingspolitik in Europa neu zu strukturieren.

"Deutschland ist das wirtschaftlich stärkste und einflussreichste Land in der Europäischen Union. Es geht nicht darum, dass Deutschland noch mehr Flüchtlinge aufnimmt. Aber es kann die anderen Länder, die das bislang verweigern, dazu zwingen, ihre Quote zu erfüllen", forderte Dottore Flavio Rodilosso.

Die Berichterstattung über die Diskussionsrunde ist Teil einer Serie über die Europastadt Schwarzenbek, die wir in unregelmäßigen Abständen im Vorfeld der Verbrüderungsfeier vom 27. bis zum 31. August veröffentlichen.

Gut 1000 Schüler werden seit dem Jahr 2008 im Gymnasium Schwarzenbek im Neubau an der Buschkoppel 7 unterrichtet. Davor hatte es seinen Standort im heutigen Gebäude der Gemeinschaftsschule an der Berliner Straße. Der ehemalige Lehrer und FDP-Politiker Bernhard Hildebrandt hat die Städtepartnerschaft intensiv gepflegt und das Gymnasium 1996 zur Europaschule gemacht. Diesen Titel will das Gymnasium mit der neuen Diskussionsreihe und einem in diesem Jahr initiierten Austauschprogramm mit Sierre mit neuem Leben füllen.