Schwarzenbek
(gr).
Im Sitzungssaal des Amtsgerichts Schwarzenbek lief ein Horrorfilm: Drei Männer prügeln mit Baseball-Keulen auf einen vierten ein, treten gegen Kopf und Körper des am Boden liegenden Opfers, Beschimpfungen in türkischer Sprache übertönen die Angst- und Schmerzensschreie des Opfers. Geschockt betrachteten Amtsrichter Suntke Aden, die beiden Schöffen, die Staatsanwältin und auch die beiden Angeklagten mit ihren Verteidigern die Gewalt-Szenen - aufgenommen mit einer Handy-Kamera.

Wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung waren Murat G. (31) und seine 28-jährige Verlobte Günes T. (Namen geändert) angeklagt. Murat G. hatte nach eigenem Eingeständnis zwei unbekannte Mittäter für den Überfall auf den 28-jährigen Adnan C. angeheuert. Die junge Frau hatte das Opfer mit Versprechungen auf ein intimes Beisammensein in einen Hinterhalt auf einem einsamen Feldweg bei Börnsen gelockt und die Prügelei mit ihrer Handy-Kamera gefilmt.

Adnan C. erlitt bei dem Überfall einen Nasenbeinbruch sowie schwere Rippen- und Schädelprellungen, er verlor zwei Schneidezähne. "Sein Körper war mit Hautabschürfungen und Hämatomen übersät", berichtete der medizinische Sachverständige, Prof. Dr. Christoph Meißner. Er hatte das Opfer nach dem Überfall untersucht. Die Misshandlungen hätten auch zu Gehirnblutungen und inneren Verletzungen führen können. "Die Schläge waren lebensbedrohlich", so der Gerichtsmediziner.

Hintergrund der Gewaltorgie war eine vorausgegangene Schlägerei bei einer türkischen Hochzeit. "Adnan und ich gerieten in Streit, weil ich meinen Wehrdienst in der türkischen Armee geleistet hatte", berichtete der Angeklagte. "Er folgte mir auf die Toilette und schlug mich dort furchtbar zusammen, danach konnte ich einen ganzen Monat nicht arbeiten". Murat G. plante den Rache-Feldzug: "Ein Fehler, ich hätte lieber Anzeige bei der Polizei erstatten sollen", räumte er jetzt ein. Die Namen der beiden Mittäter wollte er nicht nennen - wohl aus Angst vor weiterer Gewalt.

Die Staatsanwältin beantragte zwei Jahre und neun Monate Freiheitsstrafe für Murat G.. Seine Verlobte sollte mit einem Jahr auf Bewährung bestraft werden. Die Strafen fielen deutlich milder aus: Ein Jahr und neun Monate auf Bewährung für Murat G., 2700 Euro Geldstrafe (90 Tagessätze zu 30 Euro) für Günes T.