Von Marcus Jürgensen

Schwarzenbek.
Als Gerda und Horst Matzat 1974 ihr Einfamilienhaus an der Straße Im Winkel bezogen, war Bahnlärm noch kein Thema. Das änderte sich mit der deutschen Wiedervereinigung: 1996 wurde die Strecke für den IC ausgebaut. "Damals sagte man uns, der Transrapid würde kommen und die besonders lauten Güterzüge würden weiter südlich umgeleitet", erinnert sich Gerda Matzat.

Doch der Transrapid kam nicht, stattdessen wurde die Strecke nach der Jahrtausendwende noch einmal für den bis zu 230 Stundenkilometer schnellen ICE "ertüchtigt". Im Mai 2013 gehörten Gerda und Horst Matzat zu den Mitbegründern der "Bürgerinitiative gegen Bahnlärm". Zwei Jahre nach der Gründung ziehen die Mitglieder Bilanz.

Was wurde unternommen?

Kurz vor der Bundestagswahl im September 2013 trafen sich die Bundestagsabgeordneten Nina Scheer (SPD), Norbert Brackmann (CDU), Christel Happach-Kasan (FDP) und Konstantin von Notz (Grüne) in Matzats Garten mit Mitgliedern der BI und sicherten ihnen ihre volle Unterstützung zu. Vier Monate später reichten die lärmgeplagten Anwohner eine Petition beim zuständigen Bundestagsausschuss ein. 200 Plakate und drei große Banner, die immer wieder in der Stadt aufgestellt wurden, brachten zusätzliche Beachtung.

Das wurde erreicht

1965 Bürger unterstützten durch ihre Unterschrift die Forderung nach einem wirkungsvollen Lärmschutz an der Bahnlinie, die am 31. März 2014 durch das Bundesverkehrsministerium in die Prioritätenliste des Lärmsanierungsprogramms übernommen wurde. Auf die Fertigstellung eines schalltechnischen Gutachtens für den gesamten Stadtbereich wartet die BI noch. Auch das Ergebnis einer Schienenschleifaktion, die laut Deutscher Bahn AG zu einer Reduzierung der Fahrgeräusche führen soll, steht noch aus. Durch eine Lärmschutzwand, die im Bebauungsplan des Neubaugebietes Op de Peerkoppel vorgesehen ist, wird zudem eine punktuelle Entlastung erreicht.

Was steht noch aus?

Die schalltechnische Untersuchung des Stadtgebiets ist die Voraussetzung für Maßnahmen des Eisenbahn-Bundesamts im Rahmen des Sanierungsprogramms. Kommen die Gutachter zum Schluss, dass Schallschutzwände eine Lösung darstellen, ist frühestens im Jahr 2018 mit einem Baubeginn zu rechnen. Bis 2020 soll sich der Bahnlärm deutschlandweit eh halbieren, das sieht zumindest der Koalitionsvertrag der Bundesregierung vor.

Frist für Bürgerbeteiligung

Seit dem 1. Januar 2015 sind nicht mehr die Kommunen, sondern ist das Eisenbahn-Bundesamt für die Erstellung von Lärmkatastern und Sanierungsplänen für Bahntrassen verantwortlich. Dieses wird bis Mitte 2016 einen ersten bundesweiten Lärmaktionsplan erstellen. Online können Bürger ihre Erfahrungen mit dem Bahnlärm schildern. Bundesweit haben sich bisher erst 12 133 Bürger an dem Verfahren beteiligt. "Aufgrund der bisher niedrigen Beteiligung wurde die Umfrage bis zum 30. Juni verlängert", ruft Nina Scheer die Bürger ihres Wahlkreises zur Teilnahme auf.

Bis gestern Nachmittag waren erst 50 Beschwerden aus Schwarzenbek auf der Internetseite des Eisenbahn-Bundesamtes aufgeführt. Die Beschwerden beziehen sich zumeist auf Bremsgeräusche der Güterzüge und Fahrgeräusche an Weichen und Schienenstößen. Die meisten Teilnehmer fühlen sich durch den Lärm tagsüber und nachts gleichermaßen gestört. Das gilt auch für Büchen, wo es 152 Einwendungen gibt, und Müssen (32 Einwendungen). Für den Bereich zwischen Aumühle, Reinbek und Neuallermöhe liegen bisher 114 Beiträge vor.

Nach einer Registrierung können Bürger auf acht Formularseiten ankreuzen, wie sehr und wann sie sich vom Bahnlärm gestört fühlen.