Schwarzenbek (cus). “Was die jetzt über Jahre in Syrien an Krieg erleben, habe ich konzentriert in zwei Monaten erlebt.

Schwarzenbek (cus). "Was die jetzt über Jahre in Syrien an Krieg erleben, habe ich konzentriert in zwei Monaten erlebt.
Mit meinen zehn Jahren habe ich damals unzählige Tote gesehen", erinnert sich Peter Gerigk (81) an seine Flucht im Jahr 1945 aus Ostpreußen. Der Weltflüchtlingstag (s. u.), der in diesem Jahr auch von den Vertriebenenverbänden begangen wird, ist deshalb auch für den Ortsvorsitzenden der West- und Ostpreußen "kein Tag zum Feiern, sondern zum Erinnern".

Mit den neuen Flüchtlingen, so Gerigk, verbinde ihn durchaus etwas, auch wenn die Umstände vor 70 Jahren andere waren: "Wir waren als Flüchtlinge nicht willkommen. Es gab zu wenig zu Essen und eine große Wohnungsnot." Auch deshalb suchte er am Freitagabend beim Weinfest das Gespräch mit einer Gruppe von syrischen Flüchtlingen, lud zwei englischsprachige Männer für den nächsten Tag zum Essen ein. "Mein Nachbar, der ebenfalls gut Englisch spricht, und meine Kinder kamen noch hinzu", sagt der 81-Jährige, der sich nun entschlossen hat, den Flüchtlingen Deutsch-Unterricht zu geben.

Viele der Flüchtlinge haben bereits einen Deutsch-Kursus an der Volkshochschule (VHS) in Schwarzenbek absolviert. Nach 100 Unterrichtsstunden können die meisten Teilnehmer die ihnen zuvor unbekannte Sprache schon verstehen, nur das Sprechen fällt noch schwer. Für Folgekurse, in denen das Gelernte weiter verfestigt wird, fehlt es jedoch an ehrenamtlichen Helfern, die bereit sind mit ihren neuen Mitbürgern zu üben. Gerigk will dies tun und auch bei der Jobvermittlung helfen: "Der eine ist studierter Architekt, der andere hat Wirtschaftsingenieurwesen studiert", weiß der 81-Jährige über seine Gäste. Auch wenn Asylbewerber und Flüchtlinge mit einer Duldung erst nach drei Monaten eine Arbeit aufnehmen dürfen, könnten sie schon vorher ein Praktikum machen. Gerigk: "Die wollen ja etwas tun."

Gerne hätte der Landsmannschafts-Vorsitzende auch eine Aktion zum Weltflüchtlingstag am Sonnabend beigesteuert. Doch trotz mittlerweile 75 Mitgliedern sieht er seinen Verband dazu nicht in der Lage.