Schwarzenbek
(cus).
Das Warten sei das Schlimmste, sagt Mohammed Ihal Hammal. Seit drei Wochen lebt der Flüchtling aus Syrien mit sechs weiteren Landsleuten im ehemaligen Neckel-Haus an der Möllner Straße. Auf der Suche nach einer Immobilie ist die Stadt fündig geworden und hat das Haus mit 400 Quadratmeter Grundfläche und dem 2500 Quadratmeter großen Garten vom Cadmos-Verlag erworben.

2002 hatte der Schwarzenbeker Allgemeinmediziner Dr. Hans Neckel seine Praxisräume aufgegeben. Bis 2009 praktizierte dort noch ein Kollege, dann übernahm der Tierbuch-Verlag das hinter dichten Hecken verborgene Haus. Seit dem 1. Mai residiert der Verlag an der Röntgenstraße. In zwei der insgesamt vier Wohnungen sind nun die sieben Syrer eingezogen.

Hammal und ein weiterer Bewohner sind über die Türkei nach Deutschland gekommen, zwei Mitbewohner kamen aus Libyen über das Mittelmeer und die anderen über Makedonien nach Europa. Vier Syrer haben in der Volkshochschule einen Deutschkursus belegt, die drei anderen sind erst seit Kurzem hier. Bis auf den englischsprachigen Hammal, der auch als Übersetzer fungiert, sprechen alle nur Arabisch. Kontakte zu den Nachbarn im Wohngebiet gibt es deshalb noch nicht: "Wir leben hier für uns", sagt Hammal. Kontakt gibt es zum Rathaus und zur Awo-Migrationsberatung.

Mit dem Kauf des Hauses durch die Stadt schließt sich ein Kreis: 1975 hatte Doktor Neckel das Grundstück von der Stadt erworben, ein Jahr später dort seine Praxis eröffnet. "Ich war der erste Arzt jenseits der Bahnlinie", erinnert sich Neckel. Der Bau verzögerte sich jedoch um ein halbes Jahr: Die Stadt hatte "übersehen", dass das Hauptversorgungskabel der ehemaligen Schleswag (heute E.on) auf dem Grundstück lag. Erst als das Kabel verlegt war, konnte Neckel bauen. "Ich konnte auch keine Parkplätze an der Möllner Straße anlegen, musste im Gegenteil 60 Meter Abstand halten", ärgert sich der Arzt noch heute.

Der Ankauf des Neckel-Hauses hat die Stadt nach Informationen unserer Zeitung mehr als eine halbe Million Euro gekostet. Wie in anderen Wohnungen auch zahlen die Bewohner eine Miete, die vom Kreissozialamt übernommen wird. Geplant ist, dass bis zu 20 Personen in dem Haus leben können. Während Familien eine Wohnung für sich erhalten, werden Einzelpersonen in Wohngruppen leben. In zwei Veranstaltungen hatte Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig im Mai die Anwohner über ihre neuen Nachbarn informiert.