Schwarzenbek
(rz).
"Kinder und Jugendliche - man bemerkt sie nicht, wenn sie weg sind. Jugendarbeit - man bemerkt sie erst, wenn sie weg ist!" - dieses Plakat am Eingang des Jugendzentrums Korona an der Hans-Böckler-Straße 2 a stimmte die 100 Teilnehmer der Regionalkonferenz des Netzwerks Offene Kinder- und Jugendarbeit Schleswig-Holstein (OKJA) auf das Thema ein: Was haben die Gemeinden davon, welchen Mehrwert bietet die offene Kinder- und Jugendarbeit?
"Jugendzentren sind Räume zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, jenseits von Bewertung und Leistungsdruck", sagte Professorin Melanie Groß von der Kieler Fachhochschule. Dort können andere Beziehungen gestaltet werden als im Elternhaus und in der Schule, wo oft strenge Vorgaben und Druck herrschen. Das sei wichtig, denn Jugendliche müssen sich orientieren. Sie suchen nach Vorbildern und dem Sinn des Lebens, bewegen sich in der realen und der virtuellen Welt der Medien, sozialen Netzwerken, Fernsehserien und Castingshows. "Offene Kinder- und Jugendarbeit hat den Bildungsauftrag, Kinder und Jugendliche zu verantwortungsvollen Persönlichkeiten und mündigen Bürgern zu entwickeln", appellierte Groß. Sozialpädagogische Angebote seien auch wegen der zunehmenden Armut wichtig. Was Kinder in ihren jungen Jahren verpassen, sei nicht mehr aufzuholen, so Groß.
Der Magdeburger Professor Peter-Ulrich Wendt nennt die Jugendarbeit einen "weichen Standortfaktor": Eltern entschieden sich für oder gegen eine Stadt, wenn Kita-Plätze, Schulen und Jugendzentren vorhanden sind. Letztere seien Räume für "Engagement und Bindung". Voraussetzung sei aber, so Wendt, dass Geld und Fachkräfte bereitgestellt werden. Mit nicht dafür ausgebildeten Mitarbeitern sei dies nicht zu machen.
Eine Einschätzung, die auch Jugendliche teilen: "Durch das Jugendzentrum Düne in Geesthacht hat sich mein gesamter Freundeskreis entwickelt. Das ist toll", erzählte Jasper Kiel aus Geesthacht. "Egal, mit welcher Stimmung oder mit welchen Sorgen ich hier ins Korona komme. Ich werde mit dem angenommen, was ich mitbringe und das hat mir sehr geholfen", sagte Elisabeth Ni aus Schwarzenbek.
Reinbeks Bürgermeister Björn Warmer und Lauenburgs Stadtchef Andreas Thiede sprechen sich für die Stärkung der Jugendzentren aus. Angesichts des angespannten Haushalts spricht Thiede jedoch von einem "Spagat". Die Antwort auf die Frage nach dem Mehrwert der offenen Kinder- und Jugendarbeit gaben die Jugendlichen des von Norbert Lütjens geleiteten Korona selbst: Sie halfen bei der Organisation, bedienten die Technik und überraschten die Gäste mit Kostproben aus dem Musikstück "Beat 'n' Dance", das am 11. Juli Premiere feiert. Das letzte Lied war dann auch ihre Antwort auf die Frage nach dem Sinn der Jugendarbeit: "Wir messen den Wert nicht mit den Augen, sondern mit dem Herzen."