Von Stefan Huhndorf

Schwarzenbek.
Wenn ein Baby in die Familie kommt und auch noch Geschwisterkinder zu betreuen sind, wird es in vielen Familien kritisch. Aber auch Schlafmangel bei Müttern kann schnell zu scheinbar unlösbaren Problemen führen. In diesen Fällen hilft der Verein "wellcome" - und das schon seit zehn Jahren.

Der Chefarzt des Geesthachter Johanniter-Krankenhauses, Dr. Klaus von Oertzen, der in Schwarzenbek wohnt, hatte im November 2004 die Idee, das "wellcome"-Projekt in die Europastadt zu holen. Kinderkrankenschwester Conny Scheermann gab damals Säuglingspflegekurse an der Familienbildungsstätte und wurde im Juni 2005 Koordinatorin für das junge Projekt. "Da das Familienzentrum am Verbrüderungsring im November des Vorjahres eine Baustelle war, haben wir die Feier verschoben und kombinieren sie jetzt mit meinem zehnjährigen Dienstjubiläum", sagt die 48-Jährige.

Die Bilanz kann sich sehen lassen: Knapp 15 ehrenamtliche Helfer sind im Schnitt als Betreuer tätig und haben insgesamt 134 Familien geholfen.

Oft hilft es Müttern bereits, wenn die ehrenamtlichen Betreuerinnen im Alter von 40 bis 78 Jahren einfach mit dem Baby in der Karre spazieren fahren, damit die gestresste Mutter dringend benötigten Schlaf nachholen kann.

"Besonders kritisch wird es bei Mehrlingsgeburten. Da kann eine Mutter schnell an ihre Grenzen kommen, wenn die Großeltern weit weg wohnen und der Partner wieder zur Arbeit muss", weiß Conny Scheermann, die selbst drei mittlerweile erwachsene Kinder hat.

Aber die Probleme haben sich im Laufe der letzten zehn Jahre auch massiv verändert. War es zu Beginn des Jahrtausends noch üblich, dass Mütter bis zum dritten Lebensjahr ihres Nachwuchses zu Hause blieben, so gehen die Mütter jetzt im Regelfall nach einem Jahr wieder arbeiten und geben ihr Kind in die Krippe. "Dieses eine Jahr wird mit Aktivitäten vollgestopft. Gerade bei Mehrlingsmüttern geht das ohne fremde Hilfe gar nicht", erläutert die Koordinatorin. Oft begleiten die "wellcome"-Engel dann Mütter von Zwillingen zur Baby-Massage oder zu Krabbelkursen, um sich um eines der Kinder zu kümmern. Sie betreuen die Kleinen aber auch zu Hause, wenn die Mutter dringend erforderliche Behördengänge erledigen oder einfach nur einmal in Ruhe einkaufen will.

Fünf Euro zahlt die Mutter pro Stunde für die Hilfeleistung. Die Kosten deckt das nicht. "Wir bekommen Zuschüsse vom Kreis und von Sponsoren. Etwa 10 000 Euro benötigen wir pro Jahr und Standort", sagt Conny Scheermann, die ihr Büro in der Evangelischen Familienbildungsstätte am Verbrüderungsring in Schwarzenbek hat. "wellcome" hilft aber auch Müttern in Geesthacht und Lauenburg sowie den umliegenden Dörfern. Die Betreuung über das "wellcome"-Projekt endet mit dem ersten Lebensjahr. Für Kinder bis drei Jahren hat die Familienbildungsstätte aber noch ehrenamtliche Familienpaten. Weitere Informationen zu den Angeboten gibt es unter Telefon (0 41 51) 89 24 18.

Den runden Geburtstag feiert das Projekt am Mittwoch, 10. Juni, von 15 bis 17 Uhr im Familienzentrum St. Elisabeth am Verbrüderungsring 41 mit einem bunten Programm und einer Ausstellung.