Von Stefan Huhndorf

Schwarzenbek.
Eigentlich sollten seit Sonntag Zeichnungen des am 13. April in Lübeck verstorbenen Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass in der Galerie von Dr. Melita Mucha an der Hamburger Straße 70 hängen. Aber dazu kam es durch den plötzlichen Tod des Schriftstellers, Bildhauers, Malers und Grafikers nicht mehr - zumindest vorerst. Die Vernissage musste trotzdem nicht ausfallen: Stattdessen zeigt die Schwarzenbekerin eindrucksvolle Skulpturen des rumänischen Künstlers Sorin Purcaru.

"Ich habe mehrfach wegen der Zeichnungen im Büro von Günter Grass nachgefragt und keine Antwort bekommen. Dann schrieb ich ihm eine E-Mail und eine Woche vor seinem Tod haben wir telefoniert", berichtet die Krebsärztin im Ruhestand. Im Prinzip war alles klar: Grass sagte zu, seine Zeichnungen für eine Ausstellung in Schwarzenbek zur Verfügung zu stellen. "Er kündigte aber gleich an, dass er wegen seines hohen Alters nicht zur Vernissage kommen werde", so die Galeristin.

Jetzt will sie sich mit den Erben in Verbindung setzen und hofft, dass es im September doch noch eine Ausstellung mit Grass-Zeichnungen geben wird. "Das wäre ein schönes zusätzliches kulturelles Angebot für Schwarzenbek", sagt Melita Mucha.

Die Krebsärztin, die auch die Malgruppe F.A.K.T. gründete, in der krebskranke Patienten aus therapeutischen Gründen kreativ werden, ist schon lange große Kunstliebhaberin. Auch in ihrer Praxis an der Hamburger Straße 70 organisierte sie über mehrere Jahrzehnte immer wieder Ausstellungen.

Alle zwei Jahre gab sie einem jungen Künstler die Möglichkeit, ihre Räume zu nutzen. "Es ist mir ein Anliegen, Künstlern, die nicht so bekannt sind, Ausstellungsmöglichkeiten zu bieten", sagt sie. Deshalb richtete sie auch im Oktober 2011 die Galerie in ihrem Wohnhaus ein. Die erste Ausstellung organisierte sie mit dem Hamburger Steinbildhauer Norbert Jäger - mittlerweile ihr "Hauskünstler". Seine Werke zieren den Bergedorfer Rathausplatz oder die Universität von Daegu in Südkorea. Zu seinen Kunden zählt auch Popstar Elton John. Aber Jäger ist auch ein Freund des rumänischen Künstlers Sorin Purcaru. So kam der Kontakt mit der ebenfalls in Rumänien geborenen Dr. Melita Mucha zustande.

Die Werke von Purcaru sind eine gute Alternative zur eigentlich geplanten Grass-Ausstellung. Der Rumäne zeigt kunstvoll gearbeitet Skulpturen aus verschiedenen Metallen, in die auch alte Gegenstände wie Türklinken, Schlösser oder Glocken kunstvoll eingearbeitet sind. Purcaru spielt mit Linien, Formen, Ebenen und Volumen. Hinzu kommen Aquarelle, die ebenfalls von Purcaru stammen.

Die Ausstellung in der Galerie Mucha, Hamburger Straße 70, ist noch bis zum 12. Juni sonnabends und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.