Schwarzenbek/Lübeck
(ll).
Der Ende April vorgestellte Verfassungsschutzbericht weist den Kreis Herzogtum Lauenburg als eines der Zentren rechtsextremistischer Taten im Land aus. Mit 47 Fällen "politisch motivierter Kriminalität" liegt das Herzogtum im Jahr 2014 auf Platz drei hinter Lübeck (63) und dem Kreis Pinneberg (57). Der Kreis Stormarn folgt mit 31 Fällen erst auf Platz fünf. Allerdings: Sowohl in Stormarn als auch im Lauenburgischen wurden anders als in Lübeck (6) und Pinneberg (3) keine Gewalttaten verübt. Insgesamt listet der Verfassungsschutz für das Vorjahr 439 politisch motivierte Straftaten von Rechts, darunter 21 Gewaltdelikte auf (2013: 545 Straftaten, davon 26 Gewalttaten).

Die Verfassungsschützer gehen landesweit von 1070 Rechtsextremisten aus. Ein Rückgang von zehn Prozent gegenüber 2013 (1200 Personen), der auf den Mitgliederschwund der NDP zurückzuführen ist. Die ist jedoch im Bereich Stormarn/Lauenburg mit der Neuwahl eines Vorsitzenden im Aufschwung, während sich das Aktionsbündnis Lübeck/Stormarn (ABLS), das zu einer der aktivsten rechten Gruppe im Land zählte, im Vorjahr aufgelöst hat.

Wo die Schwerpunkte rechter Aktivitäten im Kreisgebiet sind, listet der Bericht nicht auf. "Eine Aufschlüsselung der Fallzahlen erfolgt in Schleswig-Holstein lediglich runter bis auf die Ebene der Kreise und kreisfreien Städte", erläutert Verena Kalus, Pressesprecherin im Landeskriminalamt. Bei den 47 Fällen handelt es sich vor allem um das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (28 Fälle) - zum Beispiel Hakenkreuze, SS-Runen. Neun Mal handelt es sich um Volksverhetzung, dazu Sachbeschädigungen (6), Beleidigungen (2) sowie jeweils ein Mal um Nötigung und Verteilen von verbotenem Propagandamaterial.

Daneben gibt es aber auch eine Grauzone: Plakate wie das der Aktion "2030 - Minderheit im eigenen Land" setzen weniger auf überkommene Nazi-Symbolik, sondern auf Rassismus und Abschottung gegenüber Fremden. Auch wenn der politische Hintergrund der gleiche ist, handelt es sich dabei "nur" um illegales Plakatieren. Verantwortlich für die Kampagne zeichnet Martin Vorwerk, neben Simon Haltenhof zweiter Vorsitzender im NDP-Kreisverband Stormarn-Lauenburg.

Der zeigt sich unter seinem im April gewählten Vorsitzenden Haltenhof besonders bestrebt, sich per Internet mit anderen Gruppen zu vernetzen, sagt Marc Sauer, Sprecher des Ratzeburger Bündnisses gegen Rechts: Bei ihm können sich Bürger für die 6. Regionalkonferenz "Rechtsextremismus verstehen, erkennen und gemeinsam bearbeiten" anmelden, die unter anderem die Kreise Lauenburg, Stormarn, Nordwestmecklenburg und Parchim-Ludwigslust am morgigen Sonnabend in Lübeck ausrichten (

Die Konferenz beginnt um 9.30 Uhr in der Geschwister-Prenski-Schule, Travemünder Allee 5 a, und befasst sich bis zum Abend untern anderem mit Pegida, Alltagsrassismus und der "Neuen Rechten".

"Es bringt wenig, sich mit Neonazis nur vor der Haustür zu beschäftigen." Marc Sauer, Ratzeburger Bündnis gegen Rechts